Martenstein

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Auch Stalin kontert Antisemitismuskeule

Gestern haben wir auf "Rote Fahne News" das Gerücht widerlegt, Karl Marx sei Antisemit gewesen.

Korrespondenz aus Ingolstadt

Wen wundert's, dass sich auch Stalin mit dieser Bezichtigung rumschlagen muss.

 

Harald Marteinstein schreibt jede Woche eine Kolumne im Zeit-Magazin. Früher war er in der DKP. Er rückt zunehmend nach rechts und verlangt vehement Meinungsfreiheit für Standpunkte, die nicht "politisch korrekt" seien. Gemeint sind frauen- und flüchtlingsfeindliche Auffassungen, Spott gegen Umweltkämpfer, rassistische und reaktionäre Äußerungen.

 

Kürzlich operierte Martenstein mit der primitiven antikommunistischen Gleichsetzung von Hitler und Stalin, von Faschismus und Sozialismus. Der Unterschied zwischen Stalin und Hitler sei gewesen, dass Stalin schlauer war, und seine Verbrechen mit der „faschistischen Gefahr“ gerechtfertigt habe. Behauptet Herr Martenstein einfach mal so. Ohne Beweis, ohne Quellen. Wer hat denn verhindert, Herr Martenstein, dass Europa in der Finsternis des Faschismus versank? Richtig, den Hauptanteil hatte die sozialistische Sowjetunion unter Führung von Stalin.

 

Eine Kernverleumdung: Stalin sei Antisemit gewesen und habe die Juden verfolgt. Stalin nahm zum Antisemitismus auf eine Anfrage der jüdischen Telegrafenagentur aus Amerika im Jahr 1931 Stellung: "Der Antisemitismus als extreme Form des Rassenchauvinismus ist der gefährlichste Überrest des Kannibalismus. Der Antisemitismus dient den Ausbeutern als Blitzableiter, der die Schläge der Werktätigen vom Kapitalismus ablenken soll. ... Darum sind die Kommunisten als konsequente Internationalisten unversöhnliche und geschworene Feinde des Antisemitismus. In der UdSSR wird der Antisemitismus als eine der Sowjetordnung zutiefst feindliche Erscheinung vom Gesetz aufs strengste verfolgt." (Stalin Werke Bd. 13, Seite 26)

 

Der fortschrittliche jüdische Schriftsteller Lion Feuchtwanger schildert in „Moskau 1937. Ein Reisebericht für meine Freunde“ die Lage der Juden in der UdSSR und schreibt: „Bewegend ist die Einhelligkeit, mit der die Juden, denen ich begegnete, betonten, wie einverstanden sie seien mit dem neuen Staatswesen. Früher waren sie Geächtete gewesen, Verfolgte, Leute ohne Beruf, deren Leben keinen Sinn hatte; ’Luftmenschen‘; jetzt waren sie Bauern, Arbeiter, Intellektuelle, Soldaten, und erfüllt von Dank für die neue Ordnung.“ Feuchtwanger schildert auch, dass es für die Juden, die nicht assimiliert werden wollten, eine eigene Republik gab.

 

Liebe Redaktion der ehrwürdigen Wochenzeitung Die Zeit, wann bereiten Sie Herrn Martensteins schändlicher Kolumne ein Ende?