Garzweiler
Mahnwachen und Blockaden gegen RWE
Seit dem 20. Juli reißt RWE die Verbindungsstraße zu den Dörfern Keyenberg, Kuckum, Berverath, Lützerath, Oberwestrich und Unterwestrich ab. Sie sollen dem Braunkohle-Tagebau Garzweiler weichen.
Dagegen formiert sich Protest. Die Landstraße verläuft entlang der Abbruchkante des Tagebaus Garzweiler. Bereits im Februar letzten Jahres übertrug der Staat die Straße an RWE. Seitdem ist sie im Privatbesitz des Energiekonzerns. Privatverkehr wurde seitdem geduldet. Alexandra Brüne vom Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ sagte: „Die L277 ist eine Lebenslinie, die Menschen und Dörfer verbindet. Sie ist gleichzeitig eine Grenze, um RWE auf Abstand zu halten. Wenn sie weg ist, liegen die Dörfer offen vor den Baggern. Das werden wir nicht kampflos zulassen.“
Bereits am vergangenen Sonntag demonstrierten rund 800 Menschen für den Erhalt der Landstraße, nachdem RWE vorherige Woche angekündigt hatte, mit den Abrissarbeiten zu beginnen. Die Arbeiten waren ab Montag früh 5 Uhr vorgesehen. Doch schon ab Sonntagabend sperrte RWE die Straße. Bereits in der Nacht gab es Mahnwachen von Umwelt- und Dorfschützern. Ab Montag früh blockierten Umweltaktivisten den Beginn der Abrissarbeiten. Sabine Fuchs, eine von ihnen, erklärte: „Wir solidarisieren uns mit allen Menschen weltweit, deren Dörfer für Profitinteressen von Kohlekonzernen zerstört werden. Ob hier im Rheinland oder beispielsweise in Russland oder Kolumbien.“ Nachdem sich die Besetzer und Besetzerinnen weigerten, die Straße zu verlassen, löste die Polizei schließlich die Aktion auf. Mehrere Menschen wurden zeitweise verhaftet.
In der Zwischenzeit installierte die christliche Klimabewegung „Kirche im Dorf lassen“ eine dauerhafte Mahnwache im Ort Lützerath und lädt von dort aus zu weiteren Aktionen und Protestformen in den kommenden Tagen ein. RWE ließ mitteilen, dass das kürzlich beschlossene Kohleausstiegsgesetz die "energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Tagebaus Garzweiler in den Grenzen der Leitentscheidung aus dem Jahr 2016 vorsehe". Demnach dürfte der Energiekonzern noch bis 2038 ca. 645 Millionen Tonnen Braunkohle aus dem Tagebau fördern und alle Dörfer abreißen. Darüber hinaus wird RWE wohl 2,6 Milliarden Euro für die Abschaltung ihrer Kraftwerke erhalten.