Offene Agrarkrise
Schreiende Anklage: Überschüsse aus Agrarkrise und zunehmender Hunger!
Ziel der vereinten Nationen (UN) war es, den Hunger in der Welt bis zum Jahr 2030 besiegt zu haben! Doch die Zahl der Hungernden steigt rasant an.
Die Welthungerhilfe meldete Anfang Juli, dass die Zahl der vom Hungertod bedrohten Menschen sich bis Ende 2020 verdoppeln könnte auf etwa 270 Millionen, also corona-bedingt um ca. 130 Millionen!
Hintergrund sind die Wechselwirkungen von Corona-Krise und Weltwirtschafts- und finanzkrise sowie der drohenden Umweltkatastrophe, die zu dramatischen Entwicklungen weltweit führen. Besonders die Ärmsten auf der Welt wurden vom Lockdown durch Corona getroffen. Es kommt bereits zunehmend zu Hungerkrisen und Hungeraufständen. So leben z.B. in Kenia mehr als zwei Drittel der Bevölkerung von ihrer täglichen Arbeit im informellen Sektor als Kleinhändler, Motorradtaxifahrer, Müllsammler und vieles mehr. Sie wurden teilweise gezwungen, wegen Corona zu Hause zu bleiben. Sie können das aber nicht, weil sie sonst verhungern. Hinzu kommen immer wieder Dürren oder Überschemmungen.
In Wechselwirkung von Corona- und Weltwirtschaftskrise ist eine offene Agrarkrise entstanden, die fast alle Agrarrohstoffe betrifft. Nachdem bis 1987 immer größere Milchseen und Butterberge entstanden waren, ging die EU im Auftrag der Industriemonopole zu einer Steuerung der offenen Agrarkrise über. Diese Steuerung wurde bis heute immer mehr abgebaut, zuletzt mit der Abschaffung der Milch- und Zuckerquoten . Dadurch kommt es relativ schnell zum Ausbruch einer realen Überproduktionskrise in der Landwirtschaft, sobald die Nachfrage zurückgeht durch die Verarmung von immer größeren Teilen der Arbeiter und der Massen, und /oder durch Rückgang im Export wie z.B. durch das Unterbrechen von Lieferketten.
Das passierte bei Milchprodukten, die aus Deutschland vorwiegend nach Italien oder nach China exportiert werden. Zunächst sanken die Milchpreise für die Bauern noch langsam, weil der steigende Verkauf über den Einzelhandel und Hamsterkäufe noch ausgleichend wirkten. Doch mit Schließung der Gaststätten sanken die Erzeugerpreise bei Milch in der EU um 12 bis 15 Prozent, von 34 bis 35 Cent auf 29 bis 31 Cent je Liter. Weltweit sank der Preisindex um 9,4 Punkte von Januar bis Mai 2020. Weder wird von der EU auf die seit langem von Milchbauern berechtigt geforderte Mengenreduzierung eingegangen, noch wird für den zunehmenden Hunger in der Welt als Sofortmaßnahme Vollmilchpulver hergestellt und in die Hungergebiete gebracht. Stattdessen überlässt man Tausende Klein- und Mittelbauern dem Ruin und Millionen verhungern!
Die Schweinepreise waren Ende 2019 noch in die Höhe gegangen auf rund 2 Euro je kg Schlachtgewicht, weil die Schweinepest in China zur Tötung von Hunderttausenden Schweinen geführt hatte. China ist der größte Importeur für Schweinefleisch weltweit. Mit Corona sind die Preise in Deutschland allerdings wieder gesunken auf 1,50 bis 1,60 Euro je kg Schlachtgewicht. Die Schließung des Schlachthofs von Tönnies in Rheda-Wiedenbrück hätte fast zum Kollaps des kapitalistischen Just in Time-Schweinesystems hierzulande geführt. Eine Woche Stillstand führt dazu, dass Hunderttausend Schweine nicht geschlachtet werden können. Dieses ganze System ist eine wirkliche Schweinerei! Es lebt von der Ausbeutung der Arbeiter in den Schlachthöfen, der Klein- und Mittelbauern und der Schweine, deren zulässiger Stallplatz 0,75 Quadratmeter beträgt.
Von Mai dieses Jahres bis heute lagen allein in Belgien bis zu 800.000 Tonnen Pommes-Kartoffeln in den Lägern der Bauern, in Westeuropa bis zu 2 Mio. Tonnen. Die Schließung von Gaststätten hat zu einem Absatzeinbruch geführt. Ein großer Teil der Kartoffeln dürfte inzwischen in Biogas-Anlagen und im Tierfutter gelandet sein. Und das bei Millionen von Hungernden in der Welt. Ein Skandal!
Dieser Skandal verlangt nach einem wirklichen Systemwechsel, der Abschaffung des Profitsystems, zugunsten einer sozialistischen Gesellschaft, in der der Hunger tatsächlich beendet werden kann und der Mensch im Mittelpunkt steht im Einklang mit der Natur.