Tarifvertrag bei ZF
Arbeitsplätze jetzt „sicher“?
„Tarifvertrag sichert Arbeitsplätze bei Autozulieferer ZF“ meldete am 24. Juli der "Bayerische Rundfunk". Gemeint ist der „Tarifvertrag Transformation“, den der Autozulieferer ZF mit der IG Metall abgeschlossen hat.
Im Mai hatte der ZF-Vorstand in einem Mitarbeiterbrief die Vernichtung von 15.000 Arbeitsplätzen der weltweit 148.000 Beschäftigten und die Schließung von Standorten angekündigt. Allein in Deutschland sollten 7.500 der 51.000 Arbeitsplätze vernichtet werden. Das hat unter den Kolleginnen und Kollegen zu großer Unruhe geführt. Ende Juni fanden an nahezu allen ZF-Standorten Protestaktionen, meist als „Mobilitätsdemos“ statt.
Was bringt der Tarifvertrag?
- Bis 31. Dezember 2022 soll es keine „betriebsbedingten Kündigungen“ und Werksschließungen geben.
- Bei Kurzarbeit sichert ZF 90 Prozent des Netto-Entgelts ab.
- Die Zahl der Ausbildungsplätze bleibt erhalten. Auszubildende und dual Studierende werden unbefristet übernommen.
- ZF erhält die Möglichkeit, nach der Kurzarbeit die Arbeitszeit um bis zu 20 Prozent zu senken, allerdings nur mit einem Teillohnausgleich.
- Alle Beschäftigten müssen 2020 auf die tariflich vereinbarte Sonderzahlung von 400 Euro verzichten.
Der Vorstand von ZF zeigt sich hoch zufrieden und der IG-Metall-Bezirksleiter von Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, lobte die Haltung von ZF, "keinen Weg der harten Einschnitte zu gehen". Offenbar haben beide ein großes Interesse daran, erst mal die Belegschaften ruhigzustellen.
Wie sieht es mit der angeblichen Absicherung der Arbeitsplätze tatsächlich aus?
- Tatsächlich ändert der Tarifvertrag nichts an den Plänen von ZF und der massenhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen:
- Von der Vereinbarung nicht betroffen sind Kolleginnen und Kollegen mit befristeten Verträgen, Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter.
- ZF will ein Programm „Altersteilzeit plus“ starten, mit einer zusätzlichen Prämie für Altersteilzeitler.
- Auch mit einem Abfindungsprogramm will ZF Arbeitsplätze vernichten.
Der ZF-Vorstand hält ausdrücklich an seinen Plänen zur Arbeitsplatzvernichtung fest und schließt auch weiter Werksschließungen nach 2020 nicht aus. Arbeitsdirektorin Sabine Jaskula sagte ausdrücklich, ZF wolle an seinem Ziel, die Kapazität weltweit in den nächsten Jahren um zehn Prozent zu reduzieren, festhalten - und damit an der geplanten Arbeitsplatzvernichtung: "Diese Vereinbarung ist erst der Anfang.“¹
Die Vereinbarung enthält wie alle solche Verträge eine „sogenannte 'Hagelschlagsklausel', der zufolge von den Vereinbarungen abgewichen werden kann, wenn unvorhersehbare massive wirtschaftliche Verwerfungen auftreten.“² Mit anderen Worten, wenn sich die „Verhältnisse“ ändern, stehen alle Zusagen zur Disposition.
ZF ist der erste Konzern, der mit der IG Metall einen Tarifvertrag über eine befristete Arbeitszeitverkürzung, allerdings ohne vollen Lohnausgleich, abschließt. Die angekündigte Arbeitsplatzvernichtung bei ZF ist aber nicht nur eine Folge der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, sondern auch eine Folge der Strukturkrisen als Folge der Einführung neuer Antriebssysteme und der Digitalisierung. Unter den Bedingungen des Kapitalismus führt dieser technische Fortschritt zur dauerhaften Vernichtung von Arbeitsplätzen. Es sei denn, die Kolleginnen und Kollegen erkämpfen sich dauerhaft die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, von Montag bis Freitag! Darüber gilt es jetzt breit in der IG Metall zu diskutieren - mit dem Ziel, mit dieser Forderung den Kampf gegen die massenhafte Vernichtung von Arbeitsplätzen zu führen, im besonderen Interesse auch der Jugend. Wer die Ursachen für die im Kapitalismus gesetzmäßig auftretende Arbeitsplatzvernichtung beseitigen will, für den ist eine der Betriebsgruppen der MLPD jetzt genau die richtige Adresse.