Licht im Impf-Dschungel

Licht im Impf-Dschungel

Immunisierung: Zellen mit speziellem Gedächtnis

Dr. Günther Bittel, einer der Initiatoren der Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis, schreibt zur Ausgabe 15/2020 des "Rote Fahne Magazins".

Von Dr. med. Günther Bittel
Immunisierung: Zellen mit speziellem Gedächtnis

Liebe Redaktion, die neue Rote Fahne gefällt mir sehr gut, herzlichen Glückwunsch an alle!

 

Ein kleiner Hinweis zur Passage im Hauptartikel: "Dieser Typ Impfstoff führt dem Körper nicht direkt Antikörper zu, sondern den genetischen Code (die RNA) des Antigens, das dann im geimpften Körper die Produktion von Antikörpern auslösen soll."

 

Grundsätzlich werden Impfungen nicht durch "Zufuhr von Antikörpern" durchgeführt, sondern durch Zufuhr von Antigenen. Ein Antigen ist der Erreger, bei der Impfung in veränderter Form, sein Einbringen in den Körper des Geimpften löst dann dort die Herstellung von Antikörpern aus, aber auch die Ausbildung immunkompetenter Zellen. Besonders wichtig sind hier die sogenannten "Memory Cells", also Zellen mit einem speziellen "Gedächtnis" für den Erreger, gegen den hier geimpft wurde. Das entscheidet darüber, dass auch nach Jahren bei erneutem Kontakt mit dem Erreger die Antikörper-Produktion wieder anspringt. Diese Art der Impfung nennt man "Aktiv-Impfung", den Vorgang "aktive Immunisierung".

 

Traditionell dafür verwendet werden bisher:

  • Durch spezielle Verfahren abgeschwächte Formen des Erregers, die nicht mehr die Krankheit, aber die Immunisierung auslösen können, "Lebend-Impfung", z.B. Masern-Impfviren.
  • Eine andere Methode ist die Impfung mit Totimpfstoff, also abgetöteten Erregern, was auch die Immunantwort auslöst. Das passiert z.B. bei der Grippe-Impfung.
  • Von einer "passiven Immunisierung" spricht man dann, wenn tatsächlich Antikörper gespritzt oder infundiert werden, das muss man z.B. dann machen, wenn ein Verletzter keine gültige Tetanus-Impfung hat.
  • Dann wird "simultan geimpft", also gleichzeitige aktive Impfung (z.B. mit dem Impfstoff "Tetanol") und Gabe des Antikörpers (z.B. Tetagam), weil das Risiko sonst zu groß wäre, dass der Erreger sich schon massiv vermehrt, ehe die Impfreaktion im Organismus zur ausreichenden Eigenproduktion von Antikörpern geführt hat.
  • Ebenfalls gängig ist, dass man den Erreger spaltet, zerlegt, und nur einzelne Eiweiss-Strukturen des Erregers impft, gegen die dann Antikörper gebildet werden.
  • Bei einer "Vektor-Impfung" wird das Material des zu beimpfenden Erregers in einen bekannten Impfvirus reingepackt. Bis hierhin sind wir noch auf einem Terrain der wissenschaftlichen Erfahrung und bekannter praktischer Anwendung.

 

Die "neuen" Formen der Impfung betreffen die gentechnischen Verfahren. Die neuen Methoden sind:

  • Impfung mit einem Teil des DNA-Erbmaterials von Viren. Das zwingt dann unsere Zellen, diese Virus-Bestandteile selbst zu produzieren. Das führt dann nicht nur zur Antikörperbildung, sondern auch zur Aktivierung des zellulären Immunsystems. Damit die DNA überhaupt in die Zelle kommt, muss sie vorher in ein bakterielles Plasmid eingefügt werden. Darunter versteht man DNA-Informationen im Bakterium, die nicht zu seinem eigenen Erbgut gehören. Hier wird das Risiko diskutiert, dass diese Form von Impfung zum vermehrten Auftreten von Krebs oder Immunkrankheiten führen könnte.
  • Impfung mit sogenannter "Messenger-RNA", mRNA. Hier wird die Produktion von Virus-Eiweiß-Bestandteilen direkt gestartet und muss nicht erst über den Zellkern und das Erbgut der Zelle laufen. Diese neue Impfmethode wird als sicherer angesehen. An einer solchen Impfung gegen CoV2 arbeitet z.B. die Firma CureVac in Tübingen, an der sich die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro beteiligt hat.

 

Dringend müssen vor der Erprobung beim Menschen aber Tierversuche gefordert werden. Diese Stufe wird gerade bei vielen der über 160 Impfprojekte übersprungen! Wie wichtig vorausgehende Tierversuche sind, zeigte sich bei einem früheren Nukleinsäure-Impfstoff gegen den SARS-1-Erreger. Dieser wurde im Tierversuch zunächst gut vertragen. Als die geimpften Tiere dann dem Erreger direkt ausgesetzt wurden (Challenge-Studie), starben 80% der Tiere an immunologischen Überreaktionen und Entzündungen – weshalb der Impfstoff nicht zugelassen wurde.

 

Bisher gibt es keinen einzigen zugelassenen Impfstoff in der Humanmedizin auf DNA- oder RNA-Basis. Der große Vortei aus Sicht der Monopole ist, dass diese Impfstoffe sehr günstig in der Massenproduktion hergestellt werden können, und das in hohem Tempo, und dass sie nicht aufwendig gekühlt transportiert werden müssen.

 

Bei aller Hoffnung auf eine erfolgreiche und verträgliche Impfung gegen CoV2 muss dieser aufgeheizte kapitalistische Wettlauf um einen Billionen-Weltmarkt mit äußerster Wachsamkeit verfolgt werden, der Kampf zu Einhaltung von Sicherheitsmaßnahmen und Vermeidung von Impfschäden sowie der freie Zugang zu einem erfolgreichen und verträglichen Impfstoff für alle Menschen muss Bestandteil des Kampfes gegen den Imperialismus werden.