Leserbrief
Kritik am deutschen Imperialismus – ein Straftatbestand?
Echt verrückt: In einem Leserbrief eines Werner Pfabe aus Albstadt im "Zollernalbkurier" vom 8. August wird mir Strafanzeige angedroht.
Man könnte meinen, weil ich es wagte, den Sinn der Lenin-Statue zu erläutern, Lenin zu verteidigen und seine Verdienste zu benennen (Leserbrief im Zollernalbkurier vom 30.7.2020.). Aber nein, dagegen hatte unser Herr Pfabe wohl keine Argumente.
Stattdessen kreidet er mir etwas anderes an: „Jedoch darf die Familie Schmidt krude Theorien verbreiten? Siehe zum Beispiel Leserbrief 'Lenin Statue' vom 30. Juli. Deutschland habe den I. Weltkrieg vom Zaun gebrochen. So etwas nennt sich Geschichtsfälschung und ist ein Straftatbestand. Eine entsprechende Strafanzeige wird gestellt.“ (Leserbrief Werner Pfabe, Zollernalbkurier vom 8.8.2020)
Allerdings beantwortet Herr Pfabe nicht, wer denn seiner Meinung nach den I. Weltkrieg vom Zaun gebrochen hat, wenn es nicht der deutsche Imperialismus war. Glaubt Herr Pfabe das Ammenmärchen, wonach das Attentat in Sarajewo die Ursache des 1. Weltkriegs war? Tatsächlich war für die kaiserliche Regierung Deutschlands die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo durch Angehörige einer serbischen nationalen Geheimorganisation ein willkommener Anlass, den seit langem geplanten Krieg auszulösen.
Wenige Tage nach dem Attentat von Sarajewo befanden sich alle Großmächte Europas im Kriegszustand. Die deutschen Monopole waren bei der Aufteilung der Erde unter die kapitalistischen Großmächte zu kurz gekommen und drängten auf eine Neuaufteilung. Systematisch hatte Kaiser Wilhelm und der preußische Staat den I. Weltkrieg durch Militarisierung und eine gigantische Aufrüstung vorbereitet. Will Herr Pfabe im Ernst für diesen Kriegsverbrecher in die Bütt springen?