Briefwechsel
Langversion des Artikels "Diskussion des Begriffs 'Rassendiskriminierung'“
Wir dokumentieren im folgenden einen interessanten Briefwechsel zwischen einem Leser des "Rote Fahne Magazins" und der "Rote Fahne Redaktion":
Liebe Freunde,
bitte überprüft selbstkritisch die Verwendung des Begriffs "Rassendiskriminierung", Meiner Meinung muss man sagen: "rassistische Diskriminierung". "Rassendiskriminierung" bedeutet: Diskriminierung von Rassen. Das erkennt ihre Existenz an.
Aber es gibt keine Menschenrassen. Auf uns Menschen angewandt, ist „Rasse" nichts als ein imperialistischer, kolonialistischer Kampfbegriff, der das Denken, Fühlen und Handeln der Massen vergiften und Versklavung, Völkermorde und Kriege rechtfertigen soll.
Wenn der Begriff von fortschrittlichen Personen oder ihrer Übersetzer verwendet wurde, ist das historisch bedingt. Die moderne Wissenschaft und vor allem die Genetik bestätigen unseren Standpunkt: Durch Evolution, Migration, gemeinsames Anpassen an die schwierigsten Lebensbedingungen sind wir vielfältige Menschen, mit im wesentlichen identischer genetischer Ausstattung.
Wir haben die Aufgabe, das rassistische Denken und somit den Begriff "Rasse" zu bekämpfen.
Herzliche Grüße
Darauf antwortete die Redaktion
Lieber ...,
vielen Dank für deine Kritik vom 28. Juli an der Roten Fahne 15, Seite 30. Du kritisierst die Verwendung des Begriffs „Rassendiskriminierung“. Zum einen haben wir uns dazu klar positioniert in einem Artikel auf Rote Fahne News vom 20. Juni: Rassen gibt es bei Menschen nicht.
Bei dem konkreten Artikel kommt der Begriff in Ausführungen von Mao Zedong und Martin Luther King vor. Das können wir natürlich nicht einfach ändern. Es sind schließlich Zitate, die wir korrekt wiedergeben.
Allerdings haben wir zum Begriff „Neger“ eine Fußnote gemacht, das wäre für den Begriff „Rassendiskriminierung“ auch eine Option gewesen. Ansonsten sind wir völlig einig mit dir, dass der richtige Begriff „rassistische Diskriminierung“ ist.
Herzliche Grüße
Der Leser antwortete
Hallo …,
vielen Dank für deine Antwort. Mir ist klar, dass die RF im Prinzip keinen anderen Standpunkt hat als ich in dieser Frage.
Aber du weichst der Kritik ein wenig aus.
1. Ich schreibe: "Wenn der Begriff von fortschrittlichen Personen oder ihren Übersetzern verwendet wurde, ist das historisch bedingt." Mit keinem Wort sage ich, dass wir Zitate ändern sollen. Das machen wir nie als Übersetzer, auch wenn das zwangsläufig zu unterschiedlichen Begriffen führt (richtig, wir machen dann eine Fußnote). Triviales Beispiel: In alten originalen Rote Fahne-Zitaten Mao Tsetung, heute und im moderner Transkription Mao Zedong.
2. Es ist doch tatsächlich so, dass über mehr als 100 Jahre der Begriff Rasse (auch bei Fortschrittlichen) wissenschaftlich anerkannt war, dass diese jedoch dagegen gekämpft haben, deren Ungleichheit daraus abzuleiten. Erst seit man Genome sequenzieren kann, also etwa seit zwei Jahrzehnten, ist die Absurdität der "Menschenrassen" bewiesen (siehe das Buch "Die Reise unserer Gene").
3. Etwas woanders schon richtig bestimmt zu haben, erlaubt doch nicht, einen falschen Begriff zu verwenden. Nicht jeder Leser erinnert sich und gibt euch den Bonus, dass ihr das schon richtig meint. Und gerade deshalb hätte euch die eigene unkritische Verwendung des Begriffes auffallen müssen.
In deiner Antwort hättest du schon auch prüfen können, ob in der Denkweise des Autors in dieser Frage nicht noch eine Grauzone besteht.
Gesellschaftlich und international ist das eine hoch brisante Frage, die man auch offensiv aufwerfen muss (der dumpfe Rassismus der AfD-Anhänger, die Kastenfrage und ihre Verschärfung durch Modi in Indien und nicht zuletzt eigene Prägungen, die nachwirken usw.)
4. Das ist kein redaktioneller Fehler - und ich meine, es stünde der RF gut an, dazu eine Richtigstellung zu machen.