Corona-Krisentreffen
Bei Corona-Tests noch Luft nach oben
Dr. med. Günther Bittel, Mitglied der Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis, zum Treffen der Ministerpräsidenten der Länder mit Bundeskanzlerin Merkel am 27. August:
Bei dem Treffen wurde vereinbart, dass ab dem 15.September keine kostenlose Tests für Rückreisende aus Nicht-Risikogebieten mehr angeboten werden. Reiserückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet, sich wieder für 14 Tage in Quarantäne zu begeben. Diese Isolation kann frühestens durch einen Test ab dem fünften Tag nach der Rückkehr beendet werden. Verdienstausfall wird nicht mehr ersetzt.
Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht wird einheitlich ein Bußgeld von mindestens 50 Euro fällig.Die Vorschriften für den Gesundheitsschutz an den Schulen bleiben uneinheitlich von Bundesland zu Bundesland, ebenfalls die Obergrenze der Teilnehmer an privaten Feiern. Damit wird dem chaotischen Krisenmanagement der Regierung und dem regionalen Durcheinander nur scheinbar Einhalt geboten.
Drei Tage vorher hatten Professor Drosten und Professor Lauterbauch das Ende der konstenlosen Corona-Tests an Flughäfen gefordert und vor einer Überforderung der vorhandenen Testkapazitäten gewarnt. Die Labors würden an Grenzen kommen, die Reagenzien würden knapp. Sie forderten eine "Priorisierung" der Tests nicht nur in Deutschland unter medizinischen Aspekten auf Patienten mit verdächtigen Symptomen, Kontaktpersonen und Risikogruppen.
In der vergangenen Woche meldeten 64 Labore einen Rückstau von 17.142 abzuarbeitenden Corona-Proben - laut Robert-Koch-Institut (RKI). 41 Labore nannten Lieferschwierigkeiten für Reagenzien. Mit 987.423 Tests wurde in der Tat in der Kalenderwoche 34 der bisherige Höchstwert in Deutschland erreicht. Die Testkapazität pro Woche wurde ebenfalls vom RKI mit 1.402.475 durchführbaren PCR-Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2 für die Kalenderwoche 35 angegeben.
Das heißt: Hier war noch ordentlich Luft nach oben, und mit dem Ferienende wird auch der Strom der Rückreisenden wieder abebben. So berechtigt wie die routinemäßigen Tests bei Lehrern und Erziehern sind (alle 14 Tage im Wechel), so inakzeptabel ist, dass die Beschäftigten im Gesundheitswesen und der Altenpflege überhaupt nicht untersucht werden oder höchstens abhängig vom guten Willen des Arbeitgebers.
Die Abwälzung der Folgen des schlechten Krisenmanagements der Regierungen auf die Massen sind nicht hinnehmbar, auch nicht, dass offensichtlich durch Verknappung des Angebots bei Test-Reagenzien hier eventuell höhere Preise und Profite durchgeboxt werden sollen. Eine breite Testung ist nach wie vor zusammen mit allen sinnvollen Maßnahmen des Gesundheitsschutzes (Abstand - Hygiene - Alltagsmaske) und Kontaktverfolgung bei Infektionen ein wichtiges Konzept zur Eindämmung der Pandemie.
Vom Robert-Koch-Institut ist zu fordern, dass endlich fundierte Zahlen geliefert werden über die Schwere der Erkrankung an Covid-19, über Spätfolgen und chronische Verläufe. Egenso, dass die bisherige Wahrsagerei über angeblich Genesene rein auf Grund von Schätzwerten aufgegeben wird zugunsten eines Corona-Folgen-Registers.
Weiterhin müssen die Zahlen der Positiv Getesteten aufgeschlüsselt werden auf die verschiedenen Übertragungswege und auch auf 100.000 Einwohner bezogen werden. "Mit Abstrichen gegen die zweite Welle" titelt noch "KVNo aktuell" 8/2020, das Magazin der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Man muss ergänzen: Gemeinsam gegen Vernachlässigung von Gesundheitsschutz und Abwälzung der Krisenlasten auf die Bevölkerung!