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Feste Beschäftigung und Gesundheitsversorgung für Saisonarbeiter und -arbeiterinnen gefordert

Im Frühjahr arbeiten sie auf den Erdbeerfeldern Andalusiens. Im Sommer ernten sie Pfirsiche in Aragon und Katalonien. Im Herbst pflücken sie Trauben, Birnen und Äpfel.

Von gis
Feste Beschäftigung und Gesundheitsversorgung für Saisonarbeiter und -arbeiterinnen gefordert

Das ganze Jahr über sind zehntausende Saisonarbeiter und -arbeiterinnen in Spanien als Erntehelferinnen und Erntehelfer unter härtesten Arbeitsbedingungen beschäftigt. Spanien ist der größte Exporteur von Obst und Gemüse in der EU.

 

Die meisten Erntearbeiterinnen und -arbeiter in Spanien sind Migranten aus afrikanischen Ländern der Subsahara. Viele von ihnen haben keine Papiere. In der Hoffnung, einige Tage, einige Wochen oder einen Monat Arbeit zu finden, ein Auskommen für sich und ihre fernab lebenden Familien zu haben, kommen sie nach Spanien.

 

Ihre Unterbringung ist katastrophal. Sie schlafen zusammengepfercht in viel zu kleinen Zimmern, in selbstgebauten Verschlägen aus Plastikfolien, in stillgelegten Fabriken oder einfach auf Pappkartons in den Straßen. Für die Matratzen, die einem Teil von ihnen vermietet werden, wird ihnen ein Teil ihres niedrigen Lohns gleich wieder abgeknöpft.

 

In El Ejido in Andalusien, bekannt für seine ganzjährige Tomatenproduktion auf Feldern unter gigantischen Plastikfolien, leben 300 bis 500 Personen mit einem einzigen Zugang zu Trinkwasser. Im spanischen Lorca ist am 1. August ein Erntehelfer bei 44 Grad zusammengebrochen, erst Stunden später in ein Gesundheitszentrums gebracht worden und dann an einem Hitzschlag gestorben.

 

Die hygienischen Bedingungen, unter denen die Saisonarbeiter leben müssen, waren auch in früheren Jahren ein ständiges Problem und Auslöser von Kritik und Protesten. Jetzt, unter der Bedingung der grassierenden Corona-Pandemie, sind sie lebensgefährlich für die Menschen und mit eine Bedingung für den neuerlichen Anstieg der Zahl der Infizierten in Spanien.

 

Arbeitsministerin Yolanda Diaz und der Landwirtschaftsminister Luis Planas haben jetzt verstärkte Kontrollen und weitere Maßnahmen angekündigt. Eine grundlegende Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Erntearbeiter ist von ihnen nicht zu erwarten.

 

Im Juni lag die Zahl der neu Infizierten in Spanien bei 150 täglich; in den ersten beiden Augustwochen stieg diese Zahl auf 15001. Mit ca. 330.000 Fällen, 705 pro 100.000 Einwohnern ist Spanien das meist betroffene Land in Europa. Weltweit nimmt es den zwölften Platz ein. Großbritannien zählte Mitte August 474 Fälle pro 100.000 Einwohnern, Italien 416, Frankreich 308 und Deutschland 266. Mitte August gab es 32 Hotspots, alle im Bereich des Obst- und Gemüsesektors.

 

Gegen mehrere Obst- und Gemüse-Exporteure laufen Klagen. "Die Erntearbeiter brauchen Schutz und verbesserte Arbeitsbedingungen. Stattdesssen droht ihnen zusätzlich noch Stigmatisierung", so Gemma Casal, Sprecherin der kritischen plate-forme Fruits. "Am Anfang hatten die Erntearbeiter überhaupt keine Schutzmasken. Jetzt haben sie erkämpft, dass sie pro Tag wenigstens zwei bekommen und bei großer Hitze mehr Pausen."

 

Im Unterschied zur portugiesischen und zur italienischen hat die spanische Regierung bisher nichts unternommen, den Saisonarbeiterinnen und -arbeitern aus Afrika Papiere und eine Arbeitserlaubnis zu verschaffen. Deshalb gehen diese den Kontrollen und Covid-19-Tests wo möglich aus dem Weg. Sie fürchten den Verlust ihrer Arbeitsplätze mehr als das Risiko einer Erkrankung. Diese Verhältnisse sind ein Spaltpilz zwischen der Bevölkerung und den Saisonarbeitern.