Peru

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Drastischer Anstieg der Corona-Toten

An einem einzigen Tag, am 13. August 2020, wurden in Peru 4.000 Corona-Tote registriert.

Korrespondenz

Das Land nimmt mit 800 Toten pro Million Einwohnern den traurigen zweiten Platz ein - hinter Belgien (866), vor Großbritannien (703) und Spanien (611).1 Experten halten die offiziellen Zahlen für zu niedrig. Die Gesundheitsministerin Pilar Mazzetti hält es für möglich, dass Peru 1.370 Covid-19-Todesfälle pro Million Einwohner zu verzeichnen hat. Die Zahl der Neuinfektionen steigt derzeit wieder auf das Niveau von März 2020. "Das ist die gleiche Welle, die niemals verschwunden war, und die jetzt wieder Fahrt aufnimmt", sagt Infektologe Ciro Maguina Vargas, Professor an der Cayetano-Heredia-Universität in Lima.

 

Durch drastische Maßnahmen wie Grenzschließungen und Ausgangsbeschränkungen war die Zahl der Infektionen im Frühjahr einigermaßen unter Kontrolle gebracht worden. Das ändert sich seit Anfang Juli wieder. Ein großer Teil der Bevölkerung, schätzungsweise 70 Prozent, arbeitet schwarz oder verdient den Lebensunterhalt als Tagelöhner. Da angesichts ihrer Arbeitsbedingungen Abstandsregeln nur schwer einzuhalten sind, ist es dringend notwendig, grundlegende Änderungen der Arbeitsbedingungen und vorläufig unter Umständen staatlich finanzierte Freistellung von der Arbeit zu erkämpfen.

 

Der peruanische Präsident Martin Vizcarra hat jetzt den Notstand in Peru bis 31. August 2020 verlängert. An eine Wiedereröffnung der Schulen sei erst 2021 zu denken.

 

Das Gesundheitssystem hält den Belastungen nicht stand. Viele Menschen haben keine Krankenversicherung; in vielen Krankenhäusern fehlt es an Intensivbetten, Ärzten und Pflegern. In einigen Regionen, darunter in Arequipa, sind Kranke vor Krankenhäusern gestorben, weil sie nicht aufgenommen und versorgt werden konnten.

 

Im Nordosten Perus haben indigene Einwohner Anfang August ihrem wütenden Protest gegen ausländische Ölkonzerne, darunter den kanadischen PetroBal, Luft gemacht. Mit brutaler Polizeigewalt ging der peruanische Staatsapparat gegen den Protest vor; drei Menschen wurden getötet. Die indigene Bevölkerung, die anfangs von der Pandemie weniger betroffen war, was sich inzwischen schwer geändert hat, geht von einer Ansteckungsgefahr durch die Aktivitäten der Ölkonzerne aus.