Bauindustrie
IG BAU bricht Tarifverhandlungen ab
Die IG BAU fordert für die rund 850.000 Beschäftigten der Bauhauptbranche ein Lohn-Plus von 6,8 Prozent – mindestens 230 Euro pro Monat; 100 Euro mehr für die Azubis, sowie Entschädigung für die Wegezeiten.
Letzteres ist den Kollegen besonders wichtig. „Die unbezahlte Zeit allein der einfachen Fahrt zu den Baustellen (beträgt) im Schnitt 54 Minuten.“[1] Auf den Einsatzort haben sie meist keinen Einfluss. Doch „Wegezeit“ ist Teil ihrer Lebenszeit, weshalb die Bauarbeiter hier eine tarifliche Regelung durchsetzen wollen.
Obwohl der Bau im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen von der Corona- und Weltwirtschaftskrise mit einem Umsatzplus von 7,1 Prozent von Januar bis Mai nicht betroffen war, lehnt der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) sowie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) die IG-Bau-Forderungen rigoros ab. Sie „stehen in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Lage vieler Bauunternehmen“ und zu den zu erwartenden „Folgen der Corona-Situation“[2].
Das 'Null-Komma-Null-Angebot' wird von den IG-Bau-lern als Provokation gesehen. Auf einer Regio-Konferenz in Würzburg äußerten die Teilnehmer ihren Unmut: „Während des Lockdowns haben sie doch 'den Laden am Laufen gehalten'; während der andauernden Pandemie sind sie ja bedingungslos auf Baustellen tätig ... (gewesen) ... und nun sollen sie daran glauben, sie werden dafür in der Verantwortung stehen müssen, wenn die Bauwirtschaft aufgrund der Erfüllung der Forderungen 'den Bach runtergeht'“?
Der IG Bau-Vorstand hat die Verhandlungen für gescheitert erklärt. Die Anrufung der Schlichtung, wo bis zu 14 Tage lang um eine Einigung gerungen werden soll, kann jedoch ohne Einsatz der Kampfkraft nur mit einem faulen Kompromiss enden. Für ihre Forderungen sind am 21. August in Erlangen rund 70 Bauarbeiter samt einem Bagger auf die Straße gegangen. Diese Kampfbereitschaft muss für den angekündigten Streik im Herbst genützt werden. Ein solcher Streik wäre ein wichtiges Kampfsignal für die anderen Tarifrunden, die offensichtlich bockelhart werden.