Afrika
WHO erklärt Kinderlähmung für ausgerottet
Afrika ist frei vom Poliovirus. Das hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Dienstag offiziell erklärt.
Vor vier Jahren hatte Nigeria als letztes afrikanisches Land eine Infektion mit dem Virus gemeldet. Dank einer massenhaften Impfkampagne konnte die sogenannte wilde Polio nun auch dort ausgerottet werden.
Der Erfolg markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur weltweiten Ausrottung der Kinderlähmung. Das Poliovirus trifft vor allem Kinder unter fünf Jahren und kann innerhakb kürzester Zeit zu irreversiblen Lähmungen führen. 1996 hatten wegen des Virus allein in Afrika 75.000 Kinder Lähmungen erlitten.
Seither wurden von der Globalen Initiative zur Ausrottung der Polio, die 1988 gegründet worden ist, die Anstrengungen zur Ausrottung des Poliovirus erheblich intensiviert. 9 Milliarden Schluckimpfungen wurden verabreicht. Die Zahl der Infizierten fiel dadurch von jährlich mehreren hunderttrausend auf weltweit noch 143 Ansteckungen im Jahr 2019.
In Afrika spielten Aufklärungskampagnen eine entscheidende Rolle. Im Jahr 1996 wurden 420 Millionen Kinder in Afrika gegen Polio geimpft. In Nigeria hielten sich hingegen hartnäckige Gerüchte, die Regierung wolle mit der Massenimpfung die Bevölkerung sterilisieren. Regionale Regierungen stoppten die Impfkampagne 2003 in fünf Regionen; die Infektionszahlen stiegen wieder deutlich an. Mithilfe von Polio-Betroffenen, die eine Sensibilisierungsarbeit machten, gelang eine Wende.
Die islamistisch-faschistische Terrormiliz Boko Haram spielte eine üble Rolle. Sie gingen gezielt gegen Impfkampagnen vor. 2013 wurden in der Millionenstadt Kano neun Pflegerinnen von den Faschisten erschossen, als sie Polioimpfungen verabreichten. Später wurden Helferinnen und Helfer der Impfkampagnen von lokalen Selbstverteidigungseinheiten bei Reisen in Gebiete eskortiert, wo Boko Haram sich ausgebreitet hatte.