Bremen
Geflüchtete Mütter müssen um offizielle Anerkennung ihrer Babys kämpfen
Auch in Bremen fand am bundesweiten Aktionstag gegen Rassismus, Abschiebungen und Antikommunismus eine Kundgebung statt. Die vielfältigen und kämpferischen Redebeiträge am offenen Mikrofon erreichten dauerhaft 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, zeitweise bis zu 50 Zuhörer und mehrere Hundert Passantinnen und Passanten und Menschen in den Cafés auf dem sonnigen Marktplatz.
Die angemeldete Stunde verging wie im Fluge, es gab keinerlei Pausen am Mikro. Es sprachen türkische Kollegen, eine Aktivistin der Partei "Die Linke", ein Vertreter der Umweltgewerkschaft, eine geflüchtete Mutter, ein weiterer geflüchteter junger Mann aus Gambia, ein langjähriger Montagsdemonstrant, ein Mann von "Justice for Mohamed", ein Rebell, eine Vertreterin der MLPD und eine Flugzeugbauerin.
Die Flugzeugbauerin sprach davon, dass sie eigentlich gerne Flugzeuge baut, weil es damit den Menschen ermöglicht werde, zu reisen und die Welt zu entdecken. Aber dass es sie wütend macht, zu wissen, wie zahlreiche Menschen auf der Flucht lebensgefährliche Wege in Kauf nähmen, weil sie keine Alternative haben, als auf diese Weise zu flüchten.
Die geflüchtete Frau, die auch ihren kleinen Sohn mitgebracht hatte, brachte am Mikro ihre Überzeugung zum Ausdruck, dass ihr Kind und alle in Deutschland geborenen Babys das Recht haben müssen, dass ihre Existenz offiziell anerkannt wird. Der skandalöse Hintergrund ist, dass den Babys der geflüchteten Mütter in Bremen meistens die Geburtsurkunde verweigert wird! Das hat zur Folge, dass die Babys nicht krankenversichert sind und keinerlei Anspruch auf finanzielle Unterstützung haben. Die Mütter planen eine breite Protestaktion in den kommenden Wochen.
Die türkischen Kollegen berichteten vom Freiheitskampf und Todesfasten türkischer Revolutionäre. Der Sprecher von "Justice for Mohamed" berichtete vom Mord an Mohamed Idrissi durch Polizisten vor wenigen Wochen in Bremen. "Justice for Mohamed" fordert lückenlose Aufklärung.
In den Redebeiträgen der MLPD, des REBELL und auch der türkischen Kollegen wurde der Antikommunismus als inoffizielle Staatsreligion angeprangert; ohne mit diesem fertig zu werden, könnte auch Rassismus nicht wirklich überwunden werden.