Frankfurt am Main
Antikriegstag in Frankfurt am Main
Bei der Antikriegstagskundgebung 2020 sprach Khaled Davrisch, Deutschlandvertreter der Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien.
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Genossinnen und Genossen, die Selbstverwaltung von Nord- und Ostsyrien bedankt sich bei der deutschen Friedensbewegung für ihre Aktivitäten gegen Kriege und Rüstungsexporte in Kriegsgebiete. Die Menschen, die im Gebiet der Selbstverwaltung leben, haben viele Jahre des Krieges hinter sich. Es hat uns große Opfer gekostet, uns vom IS zu befreien, um einen Ort zu schaffen, der für Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und vor allem Frieden steht. Mehr als 11.000 Verteidigungskräfte haben ihr Leben dafür gegeben.
Weiterhin leiden wir unter militärischen Angriffen, vor allem von der Türkei. Trotz dieser Bedrohung und einem umfassenden Embargo bauen wir das Land wieder auf und arbeiten an einer Gesellschaft, in der alle Bevölkerungsgruppen unabhängig von Geschlecht, Ethnie oder Religion friedlich miteinander leben können. Aber dieser Frieden mißfällt einigen in der Region, allen voran der Türkei, die in ihrem Vernichtungswillen im Bündnis mit djihadistischen Banden einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen uns führt, obwohl von uns weder ein Angriff noch eine Bedrohung ausgeht.
Beim Einmarsch in Afrin 2018 und Nordostsyrien 2019 griff uns die Türkei mit deutschen Waffen an und tut dies noch immer. Enttäuschend ist, dass die Bundesregierung zwar einräumt, dass die Türkei sich völkerrechtswidrig verhält, aber keine Konsequenzen daraus zieht. ... Die Bevölkerung in Nord- und Ostsyriens wird von der Türkei und ihren djihadistischen Söldnern aber auch mit anderen Mittel bekriegt. Neben Vergewaltigungen, Vertreibungen, Selbstmordattentaten, und gezielten Tötungen unserer Politikerinnen und Politiker, greift die Türkei auch auf ein Mittel zurück, das in Zeiten der bedrohlichen Corona-Pandemie und einer Hitzewelle einen unmittelbaren Angriff auf die Gesundheit und das Leben der Menschen darstellt, nämlich die Kappung der Wasserversorgung. Das Wasserwerk Alouk in der Region Serêkaniyê steht unter türkisch-djihadistischer Kontrolle und wird regelmäßig abgestellt, was bedeutet, dass fast eine Million Menschen kein Wasser mehr zu Verfügung haben. Darunter auch Binnenvertriebene mehrerer Flüchtlingslager.
Wir fordern:
- den Rückzug der Türkei aus unseren Gebieten
- die Verurteilung und Sanktionierung der türkischen Kriegsverbrechen durch die internationale Gemeinschaft
- eine Schutzgarantie der Vereinten Nationen für die demokratische Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien gegen drohende Angriffe von jeglicher Seite
- die Anerkennung der Selbstverwaltung in Nord- und Ostsyrien durch Damaskus als autonome Region im zukünftig vereinten demokratisch-dezentralisierten Syrien