Griechenland
Weitere Corona-Fälle in Moria: Alle Flüchtlingslager sofort evakuieren!
Im völlig überfüllten Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind inzwischen 15 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden. Angesichts der unmenschlichen und unhygienischen Zustände im Camp besteht die reale Gefahr einer unkontrollierten Ausbreitung.
Die Organisation „Stand by me Levos“ schreibt außerdem auf ihrer facebook-Seite, dass das Krankenhaus voll ist und somit unklar ist, wie weitere Infizierte behandelt werden könnten.
Noch immer leben im Camp – das für 2800 Menschen ausgelegt ist – ca. 13.000 Menschen! Es gibt viel zu wenige Toiletten, Duschen und sauberes Wasser. Somit sind von den empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen gegen Corona weder Abstand noch regelmäßiges Händewaschen durchführbar. Mit 13 Nähmaschinen und Stoff, u.a. gespendet von der Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International, wird fieberhaft daran gearbeitet, die Menschen im Lager mit Masken zu versorgen.
Außerdem hat Solidarität International mit Stand 24. August 72.436 Euro Spenden im Rahmen des Solidaritätspaktes gesammelt, der zwischen „OXI!“, der Selbstorganisation der Flüchtlinge sowie griechischen Bewohner auf Lesbos/Griechenland im Lager Moria, und Solidarität International in Deutschland geschlossen wurde.
Wie Rote Fahne News letzte Woche berichtete, wurde am 2. September der erste Corona-Fall im Lager festgestellt. (Mehr dazu hier!) Schon seit Monaten warnten viele Hilfsorganisationen vor einer rasanten Ausbreitung, falls das Virus im Camp auftauchen sollte. Als Reaktion auf die erste festgestellte Infektion wurde das Lager fast komplett geschlossen, kaum jemand darf noch rein oder raus. Erste Tests wurden angeordnet – aber in noch völlig unzureichender Anzahl. Bisher gibt es 1000 Testergebnisse und die Zahl der Infizierten hat sich auf 15 erhöht. Von weiteren 1000 Tests stehen noch Ergebnisse aus und es wird damit gerechnet, dass die Zahl der positiv getesteten Menschen steigen wird.
Solidarität International, der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International und auch die MLPD haben schon vor Monaten die völlig unzureichende Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Lager durch die deutsche Bundesregierung kritisiert – und tun das auch jetzt: Die Forderung nach der sofortigen Evakuierung des Lagers und aller Flüchtlingslager in Griechenland steht aufgrund des Corona-Ausbruchs in Moria nun wieder ganz vorne auf der Tagesordnung. Nur die Aufnahme von gerade einmal 900 Menschen wurde von der deutschen Regierung zugesagt, 465 davon wurden bisher - öffentlichkeitswirksam - tatsächlich nach Deutschland gebracht.
Zurecht kritisierten Aktivisten der Aktion, dass Bundesinnenminister Horst Seehofer die Initiative von über 150 deutschen Kommunen, die sich zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge bereit erklärt haben, boykottiert. Er begründet das scheinheilig damit, dass eine europäische Lösung nötig sei, keine nationalen Alleingänge. Das Coronavirus schert sich aber nicht darum, ob sich die Europäische Union irgendwann einmal darauf einigen kann, Flüchtlinge menschlich zu behandeln. Es kann für die Menschen in Moria (und anderen Flüchtlingslagern in gleichen Bedingungen) zur Überlebensfrage werden, dass die Camps evakuiert werden. Dass diese Frage keinerlei Aufschub duldet, macht auch der facebook-Post des Moria Corona Awareness Team (Ein Team der Selbstorganisation der Bewohner von Moria) deutlich: „People here need masks, water, disinfection, they need more awareness and places to isolate and they need it now not in some months.“ (Die Menschen hier brauchen Masken, Wasser, Desinfektionsmittel, sie brauchen mehr Bewusstsein und Plätze, wo sie isoliert werden können. Und das brauchen sie jetzt, nicht in ein paar Monaten.)
Die Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International, die schon im März einen Solidaritätspakt mit der Selbstorganisation der Flüchtlinge sowie griechischen Bewohnern auf Lesbos/Griechenland im Lager Moria geschlossen hat, hatte vergangenes Wochenende ihre Bundesdelegiertenversammlung. Marlies Schumann von der Regionalgruppe Emscher-Lippe berichtet: „Die Bundesdelegiertenversammlung hat natürlich auch den erfolgreichen Solidaritätspakt zu Moria diskutiert und über die weitere Arbeit beraten. Wir haben dazu beschlossen, dass wir uns verpflichten, an der Forderung nach der Auflösung von Moria und aller Flüchtlingslager festzuhalten, bis das Ziel erreicht ist. Wir werden dazu unsere Arbeit zur Petition 'Corona - Flüchtlinge retten - Abschiebung stoppen – sofort!' mit vielen neuen Ideen intensivieren. Außerdem arbeiten wir daran, gemeinsam mit Flüchtlingen und Anwälten aus Griechenland Klage gegen die EU zu erheben, die durch ihre Untätigkeit den Tod Tausender Menschen in den Lagern riskiert. Wir rufen zu Spenden zur Finanzierung dieser Klage auf.“
Hier der Link zur Petition – verbreitet ihn direkt weiter an alle eure Kontakte!
Auf dieses Konto kann für die Klage gespendet werden:
Frankfurter Volksbank eG
BIC FFVBDEFF
Spendenkonto IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84
Stichwort: Demokratische Rechte/Moria