Fridays for Future

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Kämpferischer FFF-Protest gewinnt neuen Aufschwung

In über 2500 Städten und 150 Ländern führte die Fridays-for-Future-Bewegung heute einen erneuten weltweiten Aktionstag durch.

Von hs / dr (aktualisiert um 18.10 Uhr)
Kämpferischer FFF-Protest gewinnt neuen Aufschwung

Hunderttausende beteiligten sich daran. In Deutschland kamen in über 400 Städten mehrere Zehntausende Menschen zusammen. Trotz etwas erschwerter, aber diszipliniert eingehaltener Corona-Auflagen waren es weitgehend mehr Beteiligte als erwartet (Köln 7000, Freiburg 6000, Bonn 3000, Bremen und Frankfurt 2200, Essen und Nürnberg 1000, usw.). Es zeigte sich ein gewachsener Drang und Wille, den aktiven Widerstand gegen die drohende Klimakatastrophe und gegen ausbleibende dringende Sofortmaßnahmen weiter aufzunehmen und wieder zu verstärken.

 

Auf einem Plakat in Freiburg war zu lesen: „Die größte Gefahr für unsere Erde ist der Glaube, dass andere sie retten. Klimaschutz jetzt!“. Das ist ein wichtiger Erfolg der Ablehnung und Kritik von der Basis, dass ausgehend von zentralen Organisatoren der FFF-Bewegung unter dem Vorwand berechtigter Corona-Maßnahmen versucht wurde, den Protest auf einen reinen Online-Protest zu begrenzen. Diese zentralen Organisatoren versuchten, FFF als kämpferische Massenbewegung weitgehend einzustellen.

 

Auch der Jugendverband REBELL und die MLPD mobilisierten für einen breiten, rebellischen und kämpferischen Protest auf der Straße - mit dem festen Bestandteil Kapitalismuskritik, mit der sozialistischen Perspektive und in Einheit mit der Arbeiterbewegung. Gerade die Forderung und Positionierung zur Rettung der Umwelt vor der Profiwirtschaft stößt auf wachsendes Interesse.

 

Aus Darmstadt wurde telefonisch berichtet: „Diese Demo ist viel politischer und stärker mit grundsätzlichen Fragen verbunden, als zuvor. Innerhalb kürzester Zeit sind bereits verschiedene Ausgaben des neuen Rote Fahne Magazins mit dem Titel „Klimakrise? Globale Umweltkatastrophe droht!“ verkauft. Die Uni-Bibliothek will das Buch „Katastrophenalarm! - Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?“ jetzt in ihren Bestand aufnehmen.“ Mehrere Bücher wurden auf den verschiedenen Demonstrationen verkauft und Werbeflyer zur Bestellung mitgenommen.

 

Zurecht kritisieren Veröffentlichungen der FFF-Bewegung die Politik der Bundesregierung als „katastrophale Entscheidungen“ mit ihrem „Klimapäckchen“, dem Skandal des Kohleausstiegsgesetzes und der „Corona-Aufbauprogramme“ mit Milliarden Subventionen für fossile Energieträger. Die gleichzeitig versuchte Einschwörung der FFF-Bewegung auf das trügerische und unverbindliche Pariser „Zwei Grad“-Ziel verfängt in dieser Auseinandersetzung aber immer weniger. Sie wird von immer mehr Teilnehmern infrage gestellt und kritisiert. Auch vor dem Hintergrund, dass bereits jetzt schon die globale Durchschnittstemperatur um 1,22 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit gestiegen ist. „Kein Grad weiter!“ und „System Change – Not Climate Change“ (Systemwechsel statt Klimaveränderung) waren oft bestimmende Forderungen.

 

Rebellen aus Hagen berichten: „Der Hauptredner stellte heraus, dass es nicht nur ums Klima gehen darf, sondern um alle Fragen wie die Verschmutzung der Meere oder das Artensterben … Der REBELL durfte nicht sprechen, was wir kritisierten. Das hielt uns nicht davon ab mit vielen über die Perspektive des Sozialismus zu diskutieren und neue Kontakte zu gewinnen.“

 

Die Weltwirtschafts-, Finanz- und Corona-Krise und insbesondere die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiter und breiten Massen forderte auch zu diesem FFF-Protest neu heraus. In Australien unterstützten Gewerkschaften, die über eine Millionen Mitglieder haben, den dortigen heutigen Aktionstag. Die MLPD hat sich mit ihren Betriebs- und Umweltgruppen dafür eingesetzt, das im September letzten Jahres begonnene Zusammenkommen von Arbeiter- und Umweltbewegung weiter zu entwickeln. Dies gewinnt in einer Situation, in der z. B. die Autokonzerne und ihre Zulieferer Zehntausende entlassen und am Verbrennungsmotor bis 2040 festhalten wollen, eine besondere Brisanz.

 

In Duisburg beteiligten sich Stahlarbeiter mit Redebeiträgen am offenen Mikrofon auf der Demonstration und ihrem Transparent „International gemeinsamer Kampf der Stahlarbeiter um jeden Arbeitsplatz und für den Schutz der natürlichen Umwelt!“. In Essen berichtet ein Siemens-Kollege am offenen Mikrofon, dass es innerhalb der Siemens-Belegschaft viel Kritik am Festhalten an der fossilen Energieerzeugung gibt und diese auch wächst. Gesehen wird die besondere Notwendigkeit, dass sich die Siemens-Belegschaft in den Kampf zur Rettung der Umwelt einreiht, der Schritt dazu aber bei vielen noch ausbleibt und umkämpft ist. Eine Bewusstseinsbildung und Organisiertheit ist herausgefordert.

 

Gerade die Zukunftsfragen und Perspektiven im Umweltkampf waren Gegenstand vieler Diskussionen. Dr. Willi Mast, Arzt aus Gelsenkirchen, sprach in Essen auf der Abschlusskundgebung als Vertreter von Scientists for Future. Er wies auf den engen Zusammenhang der Covid-19-Pandemie und der Umweltzerstörung hin. Und dass die Umweltbewegung nur eine Chance hat, wenn sie sich wirklich breit, überparteilich, demokratisch und mit einer gesellschaftsverändernden Perspektive zusammenschließt. Er sprach sich insbesondere für die Perspektive einer sozialistischen Gesellschaft aus, mit der gesellschaftlichen Leitlinie der Einheit von Mensch und Natur. Auch wenn nicht jeder dafür sein muss, muss dies ein selbstverständlicher Bestandteil des breiten Umweltkampfs sein.

 

In dem Zusammenhang kritisierte er auch die ständigen Versuche verschiedener FFF-Orgas auf der Demonstration, vom Lautsprecherwagen aus die MLPD dazu anzuhalten, ihre aktive Beteiligung mit der Durchführung eines offenen Mikrofons einzustellen. Es war mehr als einmal geradezu peinlich, wie von dort selbst gegen das Mitrufen der Parolen und der Aufforderung an die Passanten und Anwohner, sich an der Demonstration zu beteiligen, gewettert wurde. Das brachte nicht nur Kopfschütteln bei manchen Teilnehmern. Es verdeutlichte auch, wie schädlich und zersetzend der Antikommunismus für einen durchsetzungsfähigen Umweltkampf wirkt. „Gerade in Verantwortung unserer Kinder müssen wir doch in dieser Fragen zusammen aktiv werden“ meinte eine teilnehmende Mutter mit ihren zwei kleineren Kindern und trug sich für den weiteren Kontakt mit der MLPD ein.

 

Hier der Bericht aus Essen

 

Hier der Bericht aus Hagen

 

Hier der Bericht aus Erlangen

 

Hier der Bericht aus Nürnberg