Gelsenkirchen

Gelsenkirchen

Solidarische und internationale FFF-Aktion mit tiefgehender Diskussion

In Gelsenkirchen diskutierten rund 25 dauerhafte Teilnehmerinnen und Teilnehmer der FFF-Aktion am Freitag um 17 Uhr in Buer. Immer wieder blieben Passanten stehen oder stellten sich auf einen der mit Straßenkreide aufgemalten "Corona-Abstands-Plätze".

Korrespondenz
Solidarische und internationale FFF-Aktion mit tiefgehender Diskussion
Solidarität International bei der Aktion von Fridays for Future am 25. September 2020 in Gelsenkirchen (rf-foto)

Die Aktion war das Gemeinschaftswerk von Mitgliedern des Jugendverbands REBELL, der Umweltgewerkschaft und dem überparteilichen Kommunalwahlbündnis AUF Gelsenkirchen. Aktivisten und Geflüchtete vom Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International beteiligten sich mit einem Stand. Dort konnte man druckfrische Exemplare des Bildbandes "Free Moria" erwerben, den der Verlag Neuer Weg herausgegeben hat. Etliche Exemplare wurden sofort an Passanten verkauft.

 

Überhaupt war diese Kundgebung von FFF geprägt von der Solidarität mit Geflüchteten. Die drohende globale Umweltkatastrophe schafft immer mehr Fluchtursachen, Zwei Jugendliche mit internationalem Hintergrund sprachen spontan. Sie seien wegen der Flüchtlingssolidarität hier; aber auch der Kampf gegen die Corona-Pandemie war ihnen wichtig.

 

Der Bergmann Christian Link rückte ins Bewusstsein, dass auch im Ruhrgebiet mit der weiteren Flutung der Zechen eine regionale Trinkwasserkatastrophe provoziert werde. Eine solche Katastrophe könne schlagartig Zehntausende im Ruhrgebiet zu Umweltflüchtlingen machen.

 

Ein Aktivist brachte seine Erfahrungen aus der Seenotrettung ein. Er habe Menschen vor dem Ertrinken gerettet, die keine Angst vor dem Tod haben, weil sie nichts mehr zu verlieren hatten. Eine wichtige Diskussion entfaltete sich an der Frage, wer für all das verantwortlich sei. Der Aktivist stellte die These auf, dass sich Fluchtursachen alle auf drei Buchstaben reduzieren lassen, nämlich "Ich" und "Wir". Dem widersprach eine Vertreterin der Umweltgewerkschaft vehement und verwies auf die Hauptverursacher in den Großkonzernen und Banken. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer darin, dass jeder auch sein individuelles Konsumverhalten und gewohnte Lebensweisen verändern müsse, aber das alleine nicht reiche. Denn was und wie produziert und verteilt wird,  haben andere in der Hand. Das zu lösen ist eine Frage des gesellschaftsverändernden Kampfs.

 

Jan Specht, Stadtverordneter von AUF-Gelsenkirchen, hob hervor, dass der heutige weltweite Aktionstags ein Erfolg der kämpferischen Richtung der FFF-Bewegung sei und es keinen Grund gebe, traurig zu sein, wenn die Teilnehmerzahl zurückgegangen ist. Den Kräften, die behaupteten, FFF sei auf der Straße gescheitert, wurde heute eine Abfuhr erteilt. Celina Jakobs, Initiatorin von FFF in Gelsenkirchen, lud zur nächsten Vorbereitungsgruppe am kommenden Freitag, dem 2. Oktober 2020, auf dem Goldbergplatz in Buer ein.

 

Einige Teilnehmer beteiligten sich auch an der Aktion der anderen FFF-Gruppe, die eine Aktion mit knapp 50 Teilnehmern um 13 Uhr auf dem Heinrich-König-Platz durchführte. Der selbsternannte "Sprecher" Jan Bretinger ist bekannt für seine undemokratischen, antikommunistischen Methoden. So hatte er bei der OB-Kandidatenbefragung am 4. September versucht, Teilnehmern das Verteilen von Flugblättern zu verbieten. Gegenüber der WAZ verstieg er sich zu der Aussage: "Gelsenkirchen ist leider eine Stadt, wo man politisch wenig bewegen kann. Das geht auch anderen Gruppen so."


Wenn Jan Bretinger mit der "Stadt Gelsenkirchen" die Stadtspitze meint, die fortschrittliche Resolutionen im Rat immer wieder blockiert, wie z.B. den Antrag von Jan Specht, Gelsenkirchen zum "Sicheren Hafen" zu machen, so könnte man ihm vielleicht zustimmen. Es wäre aber eine beleidigende Unterstellung, wenn er damit pauschal die Bevölkerung Gelsenkirchens meint. In zahlreichen Fällen haben Kämpfe der Arbeiter, von Frauen, Jugendlichen und Migranten unter Beweis gestellt, dass sie nicht mit Arbeitsplatzabbau, Gewalt gegen Frauen, Rassismus und Faschismus usw. einverstanden sind.

 

Entscheidend dafür war stets, antikommunistischer Spaltung und Ausgrenzung keine Chance zu geben.