Reaktionäre Anschauungen
Verschwörungsmythos „QAnon“ und die Krise der bürgerlichen Ideologie
Immer häufiger tauchen sie in den sogenannten Hygienedemos auf, die QAnon-Anhänger. „Q“ steht als Synonym für einen „Heilsbringer“, und „Anon“ für „Anonymus“. Was und wer verbirgt sich dahinter und wo und warum treiben sie ihr Unwesen?
Angefangen hat es im Oktober 2017. Damals tauchte auf einer der meistbesuchtesten ultrarechten Seiten im Internet jemand auf, der sich „Q“ nannte und behauptete, über Informationen über den innersten Kreis der US-Regierung und von Geheimdiensten zu verfügen. Daher wisse er auch, dass korrupte, satanische Eliten unterirdisch Kinder foltern und ermorden, um aus ihrem Blut eine Verjüngungsdroge zu gewinnen. US-Präsident Donald Trump bekämpfe diese Elite und ihren angeblichen „Deep State“.
Es geht dabei nicht um einzelne pathologische Irre. Trump selbst hat über Twitter schon mehrfach Q-Botschaften unter seinen 73 Millionen Followern verbreitet. Und etwa ein Dutzend Kandidaten der Republikaner für die kommende Präsidentschaftswahl sind offene QAnon-Anhänger oder Sympathisanten.¹ Dieser mythologische Blödsinn wird von führenden Kreisen aus den USA unter die Massen gebracht, um sie vom berechtigten Protest und Kampf abzuhalten.
Und die QAnon-Verschwörungstäter? Sie stellen sich laut und missionarisch schreiend der Hinwendung von immer mehr Menschen zum Sozialismus entgegen. Das macht sie zu Vertretern des offen reaktionären Antikommunismus, der sich in diese Bewegung einreiht.
Der Antikommunismus, heißt es in dem Aufruf „Gib Antikommunismus keine Chance!“, „ … verteidigt den Kapitalismus mit all seinen Folgen als „alternativlos“. Er will soziale Protestbewegungen und antifaschistischen Widerstand systemkonform zähmen.“ Da überrascht es nicht, wenn die sogenannten Hygienedemos trotz massiver Verstöße gegen notwendige Corona-Auflagen bisher vom Staatsapparat meist genehmigt werden.
Für alle, die gegen diese Speerspitze des reaktionärsten Antikommunismus was tun wollen, empfehlen wir die Unterzeichnung des Aufrufs „Gib Antikommunismus keine Chance“, die Gewinnung weiterer Unterzeichnerinnen und Unterzeichner sowie die aktive Mitarbeit in dieser Bewegung.
Fragt man QAnon-Leute auf den „Querdenker“-Demonstrationen, woher sie denn ihre obskuren Kenntnisse haben, wird häufig auf „eigene Recherchen“ im Internet verwiesen. Der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, dazu: „Die Leute gehen in die entsprechenden Foren und Gruppen. Sie werden aufgefordert, ihre Zeitungen abzubestellen, keine Tagesschau mehr zu gucken, sondern ihre Informationen exklusiv aus dem Bereich der QAnon-Bewegung rauszuholen.“² Fakten über Corona sind für diese Leute Fake-News, Wissenschaft oder gar historisch-dialektischer Materialismus ist ihnen kommunistisches Teufelswerk. Nun sei man dabei, erklärte Trump in einer Rede vor seinen Anhängern, „die radikale Linke, die Marxisten, die Anarchisten, die Unruhestifter und Plünderer zu besiegen.“³
In Deutschland bekennen sich die faschistoide Querdenker-Bewegung, AfD-Mitglieder und auch mehr oder weniger prominente Männer zu QAnon, wie der ultrareaktionäre Musiker Xavier Naidoo und der faschistische Kochbuchautor Attila Hildmann. Und das alles nicht von ungefähr.
Weltweit entfaltet sich ein fortschrittlicher Stimmungsumschwung mit Massenkämpfen und Streiks, in denen der Drang der Arbeiter und breiten Massen nach einer gesellschaftlichen Alternative immer deutlicher wird. Doch diese gesellschaftlichen Polarisierung ist kompliziert und die weltanschauliche Verwirrung noch groß.
Im REVOLUTIONÄREN WEG 26, „Der Kampf um die Denkweise in der Arbeiterbewegung“, hat die MLPD schon 1995 auf das - in solchen bewegten Zeiten verstärkte - Aufkommen des Mystizismus hingewiesen, „… der vor allem in Zeiten der wirtschaftlichen und politischen Krise des Kapitalismus um sich greift. In den Buchhandlungen wächst die Zahl von Büchern über Astrologie und Esoterik, die das Schicksal der Menschen von höheren Gewalten oder geheimnisvollen Schwingungen abhängig machen. Religiöse Sekten gewinnen vor allem unter den Zwischenschichten an Einfluss. Mit allen neuen Forschungsergebnissen, mit Großrechneranlagen, Weltraumteleskop und höchstem Stand der Technik kann man offenbar nach 6000 Jahren menschlichen Forschens geistig wieder hinter einen Stand zurückfallen, als die Wissenschaft erst im Begriff war, sich von Göttern und Sternenkult zu trennen.“⁴
Die bürgerliche Ideologie mit ihrer selbstbehaupteten Ideologiefreiheit vertieft ihre Krise im verstärkten Hinwenden zum Mystizismus. Die Marxisten-Leninisten sind mehr denn je herausgefordert, mit dem historisch-dialektischen Materialismus Klarheit zu schaffen.