Südkaukasus
Blutige Kämpfe um Bergkarabach
In den vergangenen Tagen haben die Gefechte zwischen Armenien und Aserbaidschan an Heftigkeit zugenommen.
Dutzende Tote - auch unter der Zivilbevölkerung - und die Mobilmachung von Soldaten lassen befürchten, dass ein Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan voll entbrennt. Jahrzehnte und Jahrhunderte lang schwelte in der Region ein Nationalitätenkonflikt, der jetzt - im Rahmen der - durch die Corona-Pandemie verschärften - Weltwirtschafts- und Finanzkrise - verschärft wird.
Hintergrund sind die Auseinandersetzungen um die von Armenien besetzte, aber von Aserbaidschan beanspruchte Region Bergkarabach (Russisch: Nagorny Karabach, Armenisch: Arzach), die bereits in den Jahren 1992 bis 1994 zu einem Krieg zwischen beiden Ländern geführt haben.
Die Region wurde über die Jahrhunderte von verschiedenen Volksgruppen bewohnt und von Herrschern der umliegenden Großmächte besetzt. Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland wurden sowohl in Armenien als auch in Aserbaidschan Sowjetrepubliken erkämpft. In der Folge des Bürgerkriegs gegen die imperialistischen Überfälle und die Pogrome der „Weißen“ fand auch eine Einigung über die Region statt, die von Josef Stalin als Volkskommissar für die Nationalitätenfrage organisiert wurde. In dieser Funktion hatte er die Aufgabe, das friedliche Zusammenleben und die brüderliche Zusammenarbeit der Völker der Sowjetrepubliken zu organisieren, was das Selbstbestimmungsrecht der Völker beinhaltete.
1923 wurde der Autonome Oblast (Bezirk) Bergkarabach innerhalb der aserbaidschanischen Sowjetrepublik gegründet. Bis in die 1950er-Jahre gab es keine Konflikte, sondern ein Zusammenwachsen der Völker in der Union der Sowjetrepubliken. Erst mit dem Verrat am Sozialismus unter Nikita Chruschtschow mit dem XX. Parteitag der KPdSU und dem Zerfall der Sowjetunion 1989 brachen die Konflikte erneut aus. Diese fortschrittliche Nationalitätenpolitik wird heute auch in deutschen Medien wieder antikommunistisch diffamiert.
Die ganze Region ist geostrategisch bedeutend, weil es in Aserbaidschan sehr große Öl- und Erdgasvorkommen gibt. Mit dem Bau einer von den USA geförderten Öl- und Gas-Pipeline, die von Aserbaidschan über Georgien in die Türkei verläuft, machte sich Aserbaidschan unabhängiger von Russland und beförderte die türkischen Regionalmachtansprüche. Die faschistische neuimperialistische Türkei hat sich bereits offen eingemischt und unterstützt Aserbaidschan auch militärisch. Armenien hingegen ist eng mit dem ebenfalls neuimperialistischen Russland verbündet. Beide imperialistischen Mächte gebärden sich besonders aggressiv.
Es geht also nicht allein um eine Region mit 150.000 Einwohnern, sondern um die Ansprüche der angrenzenden imperialistischen Staaten. Diese werden auf dem Rücken der im Südkaukasus lebenden Völker ausgetragen. Diesen Menschen muss die Solidarität gelten - mit dem Ruf nach sofortiger Einstellung der Kampfhandlungen. Kein Volk kann dabei auf eine imperialistische Macht vertrauen.