ver.di-Tarifrunde
„Es bleibt spannend und es ist noch viel zu tun!“
Interview mit Petra Müller zur aktuellen Situation in der ver.di-Tarifrunde im Öffentlichen Dienst. Petra Müller arbeitet als Erzieherin in einer Kita in Gelsenkirchen und ist ver.di-Vertrauensfrau.
RF: Wie war die Beteiligung am Warnstreik am letzten Donnerstag?
Petra: Aufgrund der aktuell hohen Corona-Infektionszahlen in Gelsenkirchen fand keine zentrale Kundgebung statt. ver.di hat daher mehrere dezentrale Aktionen organisiert. Es haben sich rund 1000 Kolleginnen und Kollegen beteiligt. Vor allem kamen die Streikenden aus den Bereichen, die gerade durch Corona besonders herausgefordert sind. Allein aus dem Kitabereich waren es rund 300. Dass es bislang kein Lohnangebot gibt empfinden wir als eine große Schweinerei. Vor allem, weil sich jetzt die salbungsvollen Worte vieler Politiker über die 'Heldinnen und Helden' als hohle Sprüche entlarven. Das motiviert erst recht!
RF: Was sagst du zu dem Argument der „leeren Kassen“?
Petra: Die „leeren Kassen“ der Kommunen gibt es ja schon lange und dafür sind nicht wir verantwortlich. Seit Jahrzehnten gibt es Steuergeschenke an große Konzerne und eine Umverteilung von unten nach oben zu Lasten der Kommunen, der Beschäftigten und der Bevölkerung. Deshalb unterstütze ich schon lange die Forderung nach einem Schuldenschnitt für die Kommunen.
RF: Was ist Euch außer Lohn noch wichtig?
Petra: Bei uns fehlt Personal vorne und hinten. Viele sind regelrecht ausgebrannt, auch durch Corona. Wegen Personalmangel müssen immer wieder einzelne Kitagruppen geschlossen werden. Deshalb ist es eine Riesensauerei, wenn jetzt in den Medien gegen unseren Streik gehetzt wird, angeblich auf dem Rücken der gestressten Eltern. Die Verantwortung für den Streik tragen nicht wir, sondern die kommunalen Arbeitgeberverbände mit ihrer sturen Haltung. Außerdem haben wir extra in den einzelnen Kitas Notgruppen für Härtefälle eingerichtet. Davon hast Du in der Zeitung nichts gelesen. Und dass wir Gruppen wegen Personalmangel schließen müssen, davon liest du auch nichts in der Zeitung! Gerade deshalb ist unser Streik doch für alle wichtig!