Nationaler Streiktag in Südafrika

Nationaler Streiktag in Südafrika

„Es ist Zeit für die Arbeiterklasse, zurückzuschlagen"

Die südafrikanischen Gewerkschaftsdachverbände COSATU, FEDUSA, NACTU und SAFTU haben gestern, am 7. Oktober, einen Nationalen Streiktag ausgerufen. Ihre Mitgliedsgewerkschaften repräsentieren zusammen über 3 Millionen Arbeiter und Angestellte.

Von Korrespondenz Hannover / Dortmund
„Es ist Zeit für die Arbeiterklasse, zurückzuschlagen"
(rf-foto)

COSATU führt bereits seit Montag einen Bummelstreik durch. Der heutige Streiktag richtet sich gegen Arbeitslosigkeit, Armut, mangelnden Gesundheitsschutz, Gewalt gegen Frauen, schlechte Arbeitsbedingungen und die Korruption der ANC-Regierung. Regierungsmitglieder und ihre Angehörigen bereicherten sich an Geldern und Hilfsmitteln zum Corona-Schutz oder spielten sich Aufträge zu, wie für die Produktion von Schutzanzügen.

 

In verschiedenen Städten finden zur Zeit Demonstrationen, Autokorsos und Straßenblockaden statt, vor den Shoppingmalls stehen Streikposten. Die Beteiligung ist groß, obwohl COSATU die Arbeiter aufgerufen hatte, wegen Corona zuhause zu bleiben. COSATU ist selbst Teil des Regierungsbündnisses aus ANC und der revisionistischen SACP. Ein regionaler Organizer von COSATU bringt das Dilemma des Reformismus auf den Punkt: "Eines der größten Probleme ist, dass wir zu Beginn des Lockdowns wegen Covid-19 die Regierung im Rahmen des Konjunkturpakets in Höhe von 500 Billionen Rand unterstützten. Dann hat dieselbe Regierung all das genommen, und die Menschen leiden.“ Auch an der Basis von COSATU wenden sich viele Gewerkschafter von der ANC-Politik ab.

 

SAFTU dagegen ruft kämpferisch auf: „Es ist Zeit für die Arbeiterklasse, zurückzuschlagen! Nicht stöhnen! Mobilisieren!“

 

Der Dachverband plant weitere Aktionen bis Ende November und organisiert heute coronagerechte Massenaktionen in den verschiedenen Provinzen auf: Besetzung des Provinz-Parlaments in Gauteng; Streikposten im Arbeitsministerium und im Büro des Ministerpräsidenten von Kwa Zulu Natal; in der Provinz Ostkap zum Marsch in Port Elizabeth und Besetzung des Provinz-Parlaments Bisho; in der Provinz Westkap Streikposten in der Käsefabrik in Ladysmith und auf der Weinfarm in Robertson; in Limpopo „Nachtwache“ im Gesundheitsministerium.

 

Dieser Generalstreik setzt auch einen bewussten Kontrapunkt gegen die Spaltung der Arbeiter und Massen und die massiven Bestrebungen von Ultrarechten und Faschisten, die Krise Südafrikas den Migranten in die Schuhe zu schieben.

 

Seit Ende 2019 befindet sich das neuimperialistische Südafrika in einer tiefen Wirtschaftskrise. In den letzten Monaten wurden unter dem Deckmantel der Coronakrise 2,2 Millionen Arbeitsplätze vernichtet. Es gibt 4,3 Millionen offizielle Arbeitslose! Unter Jugendlichen ist die Arbeitslosenquote bei 59 Prozent! Weitere 5 Millionen werden als „wirtschaftlich inaktiv“ bezeichnet. Tagelöhner und Straßenhändler werden von der offiziellen Arbeitslosenstatistik gar nicht erfasst.

 

SAFTU hat einen umfassenden Forderungskatalog aufgestellt, für Arbeitsplätze, Land und bessere Lebensbedingungen, für die Einheit von Arbeitsplätzen und Umweltschutz, bessere Finanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens, gegen Korruption, Kriminalität, geschlechtsspezifische Diskriminierung und Rassismus. SAFTU tritt für eine sozialistische Gesellschaft ein, allerdings verbunden mit der illusionären Forderung nach einer demokratischen Wirtschaft durch Enteignung und Verstaatlichung der Monopole und Konzerne.

 

Der Streik wird von vielen Organisationen unterstützt. Er entspricht dem gewachsenen Klassenbewusstsein und Bewusstsein der Massen in Südafrika, die in dieser Weise nicht mehr regiert werden wollen und die Abwälzung der Krisenlasten auf ihren Rücken ablehnen. Die ICOR-Partei CPSA (M-L), die Kommunistische Partei Südafrikas (Marxisten-Leninisten) steht fest an der Seite der Arbeiterklasse und ist an den Streikaktivitäten heute zum Teil führend beteiligt. Sie führt die Auseinandersetzung unter den Arbeitern über den echten Sozialismus als gesellschaftliche Alternative und die Vorbereitung der internationalen sozialistischen Revolution. Ein Genosse qualifiziert den heutigen Tag als „sehr bedeutend für die Entwicklung des Klassenbewusstseins und der Kämpfe der südafrikanischen Arbeiterklasse“.

 

Rote Fahne News wird weiter berichten.