Stahlaktionstag

Stahlaktionstag

„Aufstehen für die Zukunft unserer Familien, der Jugend und der Umwelt“

"Rote Fahne News" dokumentiert aus einer aktuellen Extra-Ausgabe der Zeitung von Kollegen für Kollegen „Stahlkocher“:

Von Zeitung Kollegen für Kollegen „Stahlkocher“.
„Aufstehen für die Zukunft unserer Familien, der Jugend und der Umwelt“
(rf-foto)

Das Maß ist voll! Nach der „Kriegserklärung“ von Thyssen-Krupp mit der Vernichtung Tausender Arbeitsplätze an allen Standorten, kommt jetzt die Ankündigung vom Vorstand, dass ein neues „Sparprogramm“ aufgelegt wird. Damit will der Vorstand weitere Arbeitsplätze vernichten und die Belegschaft noch stärker auspressen. Diese Situation haben wir nicht nur im Stahlbereich. Bei Daimler, MAN, Conti, Airbus usw. gibt es solche „Kriegserklärungen“ und bereits erste wichtige Kampfaktionen der Belegschaften dagegen. Das verdient eine angemessene Antwort der Belegschaft.

 

Richtig, dass am Freitag die IG Metall um 11 Uhr zu einem Streik- und Prozesstag aller TKSE Standorte vor der Staatskanzlei in Düsseldorf aufruft. Wer aber einen kämpferischen gewerkschaftlichen Protest-Aktionstag von der IG-Metall-Führung zur Verteidigung der Arbeitsplätze erwartet hatte, sieht sich getäuscht.

 

3000 Stahlarbeiter werden mobilisiert. Aber nicht etwa als Auftakt um jeden Arbeitsplatz und eine Zukunft für die Jugend. Nein! Das Motto ist: „Jetzt muss der Staat ran!“ Wir Stahlarbeiter sollen also für Thyssen-Krupp um Almosen beim Start betteln. Wer glaubt noch an das Ammenmärchen, dass unsere Arbeitsplätze durch einen Staatseinstieg gesichert werden könnten? Der Erfahrung bei Salzgitter und Saarstahl zeigen, dass selbst mit der Beteiligung der Landesregierungen, die Arbeitsplatzvernichtung wie zuvor weitergeht. Jüngstes Beispiel ist Lufthansa: Sie bekommen 9 Milliarden Steuergelder und kündigen eine Woche später die Vernichtung von 22.000 Arbeitsplätzen an. Letztlich zahlen wir und die gesamte Bevölkerung, dass unsere Arbeitsplätze vernichtet werden. Was ist das für ein verkommenes System?

 

Wir sollen uns dafür hergeben, dass die gesamte Gesellschaft für den ach so armen Konzern zur Kasse gebeten wird, während für gesellschaftliche Aufgaben, wie Sicherung von Altersarmut, Kinderkrippen, Bildung, Gesundheit, Schwimmbäder usw. Kein Geld da ist. Ein Konzern, der in den letzten Jahren Milliarden aus der verschärften Ausbeutung im Stahlbereich rausgepresst hat. Das ist staatsmonopolitischer Kapitalismus in Reinkultur. …

 

An Dreistigkeit nicht zu überbieten ist aber, wenn jeder kämpferische Kollege, der Stahlkocher oder MLPD-Vertreter aggressiv und antikommunistisch attackiert und verantwortlich für die Vernichtung unserer Arbeitsplätze gemacht werden sollen, wenn sie sich gegen staatliche Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zugunsten von Thyssen-Krupp aussprechen.

 

So äußert sich Detlef Wetzel auf der digitalen Belegschaftsinformation: „Jeder, der nicht für einen Einstieg des Staates ist, der ist verantwortlich für die Vernichtung Tausender Stahlarbeitsplätze.“ Diejenigen die sich konsequent für einen Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz einsetzen, sollen jetzt die Verursacher sein und der kapitalistische Staat der heilige Samariter? Da ist jeder Bock als Gärtner noch glaubwürdiger! …

 

Am Freitag muss Tacheles geredet werden! Lasst uns diesen Streiktag selber gestalte (natürlich unter Corona-Gesundheitsschutzbedingungen) und den Angriff auf den Vorstand führen. Das muss unser Hauptstoß sein. Die Arbeiterinteressen können nur im Kampf erreicht werden. Wir brauchen unser eigenes Programm und müssen für unsere Forderungen kämpfen, gemeinsam mit den anderen Arbeitern. Bei Daimler, Opel oder den Bergleuten. Das sind unsere Verbündeten und nicht der Vorstand. Der freut sich, wenn wir für Staatskohle streiken und gibt uns als Dank einen weiteren Arschtritt. Was wir brauchen sind Arbeitsplätze für uns und unsere Kinder und eine saubere Zukunft. Doch das können wir nur auf Kosten der Profite von Thyssen-Krupp durchsetzen.

 

Statt Steuergelder, streiken wir lieber für die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Kurzarbeit beweist, dass die Verkürzung der Arbeitszeit Arbeitsplätze erhält. Das kann aber nicht auf Kosten der Arbeiter und ihre Familien gehen, sondern auf Kosten der Konzernprofite. Für die Übernahme der Azubis und Leiharbeiter und Kollegen mit Zeitvertrag! Für die sofortige Umstellung auf eine alternative Stahlproduktion! Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht!

 

Machen wir den 16. Oktober zu einem Kampftag gegen den Vorstand und seine Pläne!

Gedanken eines Stahlarbeiters aus Hagen

17.200.000.000 Euro sind ein Batzen Geld für Thyssen-Krupp. Umgerechnet auf 160.000 Beschäftigte könnte man jedem Arbeiter oder Angestellten über 100.000 Euro ausbezahlen. Leider ist bei mir davon nach dem Verkauf der Aufzugssparte nichts auf dem Konto angekommen.

 

Aufsichtsratsmitglied Wetzel erklärte in der FAZ am 7. Oktober: „Ein erheblicher Teil des Geldes werde gebraucht, um Löcher zu stopfen, die sich in der Corona-Krise auftun. In absehbarer Zeit dürfen die Milliarden aus dem Deal aufgebraucht sein“. Doch welche Löcher er meint, ist nebulös! Hat Thyssen-Krupp wirklich so viel für Desinfektionsmittel ausgegeben? Welcher Teil der zum Finanzkapital verschmolzenen Industrie –, Bank- und Handelsmonopole steckte dabei was ein? Einfach Schwamm drüber. Das Geld ist ja verteilt.

 

Besser, sich mit Tränen in den Augen und leeren Taschen hinstellen, um uns Verzicht zu predigen! Dass leider weitere Werke stillgelegt, noch mehr Leute entlassen und wir mehr, schneller und billiger arbeiten müssen. Und neues Geld vom Steuerzahler fordern, damit die Kapitalbesitzer, Spekulanten und ihre Lakaien noch weiter zufriedengestellt werden. Man kann ja dafür bei der Rente, bei Krankenhäusern oder den Ärmsten der Armen streichen. Ist doch der Maximalprofit die Triebkraft im staatsmonopolistischen Kapitalismus.

 

Wieso wundere ich mich noch, dass auch in der Weltwirtschafts- und Corona-Krise die Milliardäre zunehmen und immer reicher werden? Aber was jammere ich? Das sind ja auch die Leistungsträger der Gesellschaft, während wir die Wertevernichter sind.

 

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