Bundesweite Herbstdemos 2020

Bundesweite Herbstdemos 2020

Vorndran die Delegationen aus den Großbetrieben

Die bundesweite Herbstdemonstration der Montagsdemo-Bewegung und des Internationalistischen Bündnisses war in diesem Jahr dezentral organisiert und fand am 10. Oktober in Berlin, Hamburg, Hannover, Düsseldorf, Erfurt, Leipzig und Stuttgart parallel statt. Damit hat die Bewegung sich auf die besonderen Bedingungen in der Corona-Pandemie eingestellt. Wie gut die bundesweite Koordinierung dieser Bewegung funktioniert, zeigte sich, als in Berlin kurz vor dem Demonstrationstermin die Corona-Infektionen dramatisch anstiegen. Innerhalb weniger Tage wurden flexibel vier zusätzliche regionale Demonstrationen durchgekämpft.

Von fh
Vorndran die Delegationen aus den Großbetrieben
Gesehen auf der regionalen Herbstdemonstration in Düsseldorf (rf-foto)

Es war auch ein praktischer Beweis, wie auch unter Corona-Bedingungen demonstriert und gekämpft werden kann. Die Montagsdemo-Bewegung stand mit an der Spitze, als nach der zeitweilig eingeschränkten Produktion mit allen ihren Folgen auf das soziale Leben das Demonstrationsrecht wieder erkämpft wurde. Und sie wird es auch in Zukunft verteidigen. Die Demonstrationen waren auch ein sichtbarer Gegenpol zu unverantwortlichen Aufmärschen gegen die Corona-Regeln, die oft weder Gesichtsmasken noch Abstandregeln kennen.

Insgesamt haben deutlich über 1000 Menschen an den Demonstrationen teilgenommen, in Düsseldorf und Stuttgart jeweils 350 bis 400. Oft nahmen Delegationen teil, die für viele weitere Kräfte stehen.

Bei den Montagsdemos war schon immer die Einheit von Arbeiterbewegung und Volkswiderstand ein Markenzeichen. Aber das Bild der Stuttgarter Demonstration steht für das Neue in diesem Herbst: An der Spitze des fast zweistündigen Marsches durch die Innenstadt, vor der Trommelgruppe des REBELL, lief ein großer Block in Arbeitskleidung und mit Gewerkschaftsfahnen. Die Delegationen aus den wichtigsten Großbetrieben der Region meldeten sich auch am Mikrofon zu Wort: Aus den kämpfenden Daimler-Belegschaften in Untertürkheim, Mettingen, Sindelfingen, Wörth und Mannheim, von Bosch, Eberspächer und Schuler, auch von MAN Nürnberg und Opel Rüsselsheim wurden solidarische Grüße und wichtige Erfahrungen übermittelt. Eine Teilnehmerin der Internationalen Automobilarbeiterkonferenz in Südafrika betonte die Bedeutung der internationalen Arbeitereinheit.

In Stuttgart kam es auch zu einer bemerkenswerten Verbrüderung. Flüchtlinge schlugen den Daimler-Kollegen einen Pakt der gegenseitigen Unterstützung vor: Wir waren in unseren Heimatländern auch Arbeiter und wir gehören zusammen! Auch die anderen Demos waren geprägt durch die Delegationen von Daimler, VW, Ford, Stahl, Opel, Siemens, Airbus oder Bergleuten.

Bundesweit zeigten die Demonstrationen eine große Bandbreite an kämpferischen Bewegungen, angefangen mit einem Grußwort der bekannten Kämpferin gegen Hartz IV, Inge Hannemann, über Delegationen von kämpfenden ver.di-Kollegen, Kommunalwahlbündnisse, Migrantenorganisationen, Flüchtlingssolidarität, Umweltbewegung, Frauenbewegung, Jugendorganisationen mit Trommelgruppen. Etwas schwach vertreten war der Mieterkampf.

Auch die Situation in den Schulen und Kitas, die Belastung junger Familien oder die Probleme von kleinen Selbständigen hätten mehr Beachtung verdient. Insgesamt hat sich die Montagsdemo-Bewegung als eine zusammenschließende, eine einigende und solidarische Bewegung gestärkt. Die örtlichen Montagsdemos werden den Schwung mitnehmen und diesen Weg weiterführen und ausbauen.

Die lebhaften Diskussionen drehten sich stark um die Perspektive der kämpferischen Bewegung, ihren engeren Zusammenschluss und den notwendigen Kampf gegen den spalterischen Antikommunismus dabei. In Düsseldorf haben über 200 Menschen den Aufruf „Gib Antikommunismus keine Chance!“ unterschrieben, ein Drittel davon will weiter Kontakt. Ein Dutzend Menschen haben Interesse an der Mitgliedschaft in der MLPD bekundet, weitere sechs für den REBELL.

Teilweise gab es nur Kundgebungen, wobei - wie in Erfurt mit 40 festen Teilnehmern - eine Demonstration durch die Innenstadt noch deutlich mehr Menschen erreicht hätte. Die Demonstrationen und Kundgebungen in den Innenstädten erreichten sehr viele Menschen. Es ist aber auch eine gute Überlegung in Hamburg gewesen, sich auf den Arbeiterstadtteil Altona zu konzentrieren. Die Montagsdemonstranten haben selbstbewusst in sieben Städten Flagge gezeigt und dabei viel gelernt.