Nürnberg
MAN-Belegschaft: „Massenentlassungen akzeptiert niemand von uns!“
„Massenentlassungen akzeptiert niemand von uns!“ Diese Losung stand auf dem Fronttransparent der Vertrauensleute MAN Nürnberg bei der heutigen IG-Metall-Aktion gegen die geplanten Massenentlassungen: Und alle gingen raus. 3000 Kollegen bildeten eine Menschenkette durch die Südstadt, wo auch Leute vom Siemens, Bosch, ZF, Leistritz, Conti und Honsel dazukamen.
Die Stimmung war kämpferisch, denn im Betrieb brodelt es, die Angst geht um. Es gibt noch keine genauen Angaben von der Geschäftsleitung, wer und wo und wann. „Wenn wir schon genaueres wüssten, würden wir heute ganz was anderes machen, als eine Menschenkette“ sagte ein Kollege. Viele Jugendliche waren dabei. Auch sie treibt die Sorge um, wie es mit der Übernahme aussieht? „Wenn MAN hier ca. 1300 Jobs streicht, müssen wir uns wohl nach was anderem umsehen.“
Wir führten viele Gespräche und es ging immer darum, wie der Kampf geführt werden muss, um erfolgreich zu sein? Eine Menschenkette reicht da wohl nicht, darüber war schnell Einheit. Die 30-Stunden-Woche zu erkämpfen sagten viele: Ja, aber nur mit vollem Lohnausgleich. Da ging die Diskussion erst richtig los: „Ja, meinst Du die bezahlen das so einfach?“ Dass das nur auf Kosten der Profite geht, wurde klar. Aber viele hatten auch noch Skepsis in die Arbeitszeitverkürzung. Vielen ist die ganze Dimension der MAN-Pläne noch nicht ganz bewusst.
Wir brachten v. a. unsere Broschüre „Kapitalismus ist Krise: Wir sind der Fortschritt!“ in die Diskussion, und ca. 80 Stück wurden an Kollegen gegen Spende abgegeben. Denn viele Gedanken gehen den Kollegen durch den Kopf: Wie wird das in Zukunft, mit der Wirtschaftskrise, mit Corona, mit der Technisierung und mit dem Umweltschutz und wie blockiert der Kapitalismus unsere Zukunft? Er wird immer mehr zum Hindernis für den Fortschritt der menschlichen Gesellschaft.
Wir nutzen die Zeit zur Diskussion: Es gab eine große Offenheit darüber auch über gesellschaftliche Alternativen, wie den echten Sozialismus zu streiten. Doch bereits nach 45 Minuten wurde die Aktion beendet - einige IG-Metall-Funktionäre drängten zur Eile, was auch bei einigen Unmut hervorrief: „Das wars jetzt schon? War doch jetzt nur ein Kinderspiel, schön auf dem Gehsteig bleiben? So eine Aktion muss länger sein. Wir hätten noch vier Stunden länger da bleiben müssen … eventl. die Straßen-Kreuzung blockieren … das war heute noch kein Streik!“, waren die Gespräche mit denen sich Kollegen wieder auf den Rückweg machten, und die Frage : „Wie gehts weiter?“ - muss vertieft werden. Genauso wie die Frage, wie ein Streik erfolgreich entwickelt werden kann.