Corona

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Gibt es eine „Anti-Test-Strategie“?

Samstag, 17. Oktober: Mit 7830 Fällen hält der Tag den zu diesem Zeitpunkt Höchststand an gemeldeten Corona-Infektionen in Deutschland. Kanzlerin Merkel appelliert angesichts der zweiten Welle: „Es zählt jeder Tag.“ Ministerpräsident Winfried Kretschmann ruft für Baden-Württemberg Alarmstufe Rot aus: „Deswegen sind wir so wie noch nie darauf angewiesen, dass sich möglichst alle vernünftig verhalten.“¹

Korrespondenz aus Stuttgart

Am selben Tag erfahre ich, dass ein Freund, mit dem ich Kontakt hatte, Corona-positiv getestet wurde. Alles klar – ich muss zunächst in Quarantäne und getestet werden. Da wir alle vernünftig sein sollen und jeder Tag zählt, dürfte das ja kein Problem sein. Jedoch weit gefehlt! Wie kommt man an einen Test? Erste Möglichkeit: Durch eine Überweisung des Hausarztes an das Testzentrum auf dem Cannstatter Wasen. Der Hausarzt ist samstags aber nicht im Dienst. Zweite Möglichkeit: Auf Anordnung des Gesundheitsamts, weil man Kontaktperson ist. Das Gesundheitsamt ist aber heillos überfordert. „In manchen Regionen wie beispielsweise in Stuttgart seien die Gesundheitsämter bereits nicht mehr in der Lage, die Kontaktnachverfolgung zu bewältigen.“² Dritte Möglichkeit: Reiserückkehrer.

 

Weil ich es für richtig halte, mich sofort testen zu lassen, fahre ich zum Testzentrum an den Flughafen und erkläre, dass ich gerade aus Schweden komme und Stockholm am selben Tag zum Risikogebiet erklärt wurde. Das Testzentrum ist leer. Der Security-Mann fragt nach der Roaming-in-SMS, die ich bei der Einreise nach Schweden hätte bekommen müssen. Die hab ich natürlich nicht. Ohne Beweise, dass ich Reiserückkehrer bin, bekomme ich keinen Test.

 

Aber was ist hier eigentlich los? Bin ich jetzt jemand der „unrechtmäßig“ einen Corona-Test machen will? Man könnte das Ganze auch eine regelrechte „Anti-Test-Strategie“ nennen. In dieser Pandemie-Situation muss eine systematische flächendeckende Testung organisiert werden! Jeder, der „vernünftig“ ist und einen Grund hat sich testen zu lassen, muss das jederzeit überall tun können. Die Herrschenden interessiert das nur insofern, als dass das Gesundheitssystem nicht offensichtlich zusammenbricht. Denn ist man Corona-positiv getestet, aber nicht als krankenhausreif erkrankt, bekommt man auch keine Behandlung. Schon mehrfach beobachtete Spätfolgen der Corona-Erkrankung spielen überhaupt keine Rolle. Die ganze Dekadenz, Menschenfeindlichkeit und Doppelmoral dieses imperialistischen Weltsystems zeigt sich hier neu im Alltagsleben, wie selten zuvor.