Daimler-Schlagzeilen

Daimler-Schlagzeilen

Weiterer Stellenabau droht- bei Steigerung des Gewinnes

Klaus-Jürgen Hampejs, ehemaliger Entwickler bei Daimler, IG-Metall-Senior und Aktivist der Internationalen Automobilarbeiterkoordination, hat uns den folgenden Gastbeitrag zukommen lassen, den wir gerne veröffentlichen:

Weiterer Stellenabau droht- bei Steigerung des Gewinnes
Klaus-Jürgen Hampejs (links) mit dem langjährigen kämpferischen Porsche-Kollegen Siegmar Herrlinger (foto: IAC)

Es mag paradox klingen, aber innerhalb von zwei Tagen gab es bezüglich Daimler zwei Schlagzeilen in der Presse.

 

Finanzvorstand Harald Wilhelm verkündet gute Zahlen im dritten Quartal 2020. Corona scheint in der Bilanz vergessen. Und für 2021 sind noch bessere Profitzahlen in Aussicht. Trotz Kurzarbeit, Stellenabbau, Massenentlassungen von Leiharbeitern. Alle Stellschrauben bei Beschäftigten und bei den Lieferanten wurden angezogen, mit nur einem Ziel: Profitsteigerung.

 

Und nun, am Samstag 24. Oktober, kommt in den Tageszeitungen die Ansage: Weiterer Stellenabbau, vor allem in allen sechs deutschen Motorenwerken. Also auch bei den Nutzfahrzeugen. Wer glaubte, es betrifft nur Untertürkheim und Berlin, sieht sich jetzt getäuscht. Die verschiedenen Krisen betreffen alle Mobilitätsformen. Ob PKW oder LKW. Die technischen, strukturellen Änderungen wirken sich auf alle Beschäftigten bei Daimler aus.

 

Als trügerisch und falsch sehe ich die Meinung des Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Kollegen Brecht, der den Standort Sindelfingen als von den Sorgen unberührt sieht. "Ein E-Auto zu montieren ist nicht ohne, der Montageaufwand wird nicht weniger". Kollege Brecht weiß sehr wohl, dass Sindelfingen nicht nur S-Klasse/ Maybach und E-Klasse bedeutet. Sondern dass auch PKW-Materialeinkauf und -Forschung und -Entwicklung dort sitzen. Auf die Dauer wird nach der Umstellung auf E- Mobilität etc., der Aufwand für den fossilen Antrieb in der Entwicklung deutlich geringer. Und dies schlägt sich in Untertürkheim und Sindelfingen nieder.

 

Und als IG-Metall-Senior bewerte ich die Äußerungen von Kollegen Brecht als entsolidarisierend. Andere Kolleginnen und Kollegen an anderen Standorten bangen um ihre Zukunft, ihr Sindelfinger seit sicher. Dem widersprechen aber auch Gespräche des Personalbereiches in Sindelfingen mit Beschäftigten, ob sie nicht gehen wollen. Also in Sindelfingen wird auch abgebaut.

 

Deswegen meine ich, das alle Beschäftigten mit ihrer/unserer IG Metall, solidarisch zusammenstehen müssen. Keiner darf im Regen stehen.

 

Die kommende Tarifrunde steht an, und damit auch das Thema Arbeitszeitverkürzung - aber bei vollem Lohnausgleich. Als Flächentarif und nicht als einzelne Betriebsvereinbarung. Der designierte Metallchef Wolf, hat seine Ansage gemacht: Mehrarbeit ohne Geld, kein Weihnachtsgeld und andere Sonderzahlungen, die 35-Stunden-Woche muss weg, ebenso wie die Pausen.

 

Das soll alle Metaller betreffen und nicht nur einzelne Betriebe. Deswegen kann es die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich nur als Flächentarif für alle geben.