Lesbos

Lesbos

Zur Situation der Flüchtlinge

Ein Erdbeben der Stärke 7,0 hat gestern die Ägäis erschüttert. Die türkische Metropolregion Izmir ist von starken Überschwemmungen betroffen und einige Gebäude sind eingestürzt.

Rote Fahne
Zur Situation der Flüchtlinge
Die Menschen lassen sich nicht unterkriegen und haben auch Spaß im Camp-Alltag (Foto: Solidarität International)

Mindestens 20 Menschen sind gestorben. Es werden aber noch viele vermisst, und die Zahl der Todesopfer kann in Wahrheit viel höher sein. Die griechische Insel Samos sowie die türkische Küste wurden von Tsunamis erfasst. Die Tsunamiwarnung betrifft auch Lesbos.Dort hat die griechische Regierung das neue Flüchtlingslager Kara Tepe auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz direkt an der Küste gebaut. Dort sind die Menschen einem Tsunami schutzlos ausgeliefert. Alle müssen sofort in Sicherheit gebracht werden!

 

Jordanis Georgiou von der Solidaritäts- und Hilfsorganisation SI berichtet, dass in den letzten Tagen die Ausgangssperren für die Flüchtlinge ausgesetzt wurden. Sie können das Camp zwischen 8 Uhr und 20 Uhr verlassen. Sie können in die Stadt und sich auf der Insel bewegen. Michalis von unserer Partnerorganisation Ochi sagte: "Wir haben mit Unterstützung von Spenden von Solidarität International einen Bus gemietet der fünf bis sechs Mal am Tag hin- und herfährt. Das ist wichtig für die Kinder und Frauen, wenn sie in die Stadt wollen. Das sind immerhin sechs Kilometer. Die Situation im neuen Camp ist schwer. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Der Regen macht allen zu schaffen. Die Eröffnung der Schule am Rande des Camps, eine Initiative von uns, ist immer noch nicht genehmigt. Ich habe die Erlaubnis bekommen, dass ich in meiner Schule zwei Tage in der Woche die Flüchtlingskinder unterrichten darf, solange die Ausgangssperre aufgehoben bleibt.

 

Ein weiteres Desaster sind die Toiletten und die Duschen. Wir haben viele Eimer verteilt, damit sie Wasser haben, umzu duschen. Aber dies ist auch kalt. Für die Frauen ist es unerträglich. Sie brauchen eigene Duschen, wo nicht jeder reinschauen kann. Wir haben uns umgeschaut, aber das Ganze ist sehr kostspielig. Du brauchst warmes Wasser, aber das Abwasser muss entsorgt werden. Die Lösung dieses Problems wird von den Behörden auf die lange Bank geschoben."

Free Moria!

Der Solidaritätspakt wurde zu einer Erfolgsgeschichte, die in diesem Buch erzählt wird.

100 Seiten

14 €

Zum Buch

Petition: Flüchtlinge aus Hotspots retten!

Buchtipp: Jetzt reden wir

 

Unser Korrespondent von Lesbos berichtet weiter: "Die Mitsotakis-Regierung will das selbstorganisierte Wohnprojekt Pikpa schließen, das sich nahe der Inselhauptstadt Mytilene befindet. In dem Komplex leben derzeit 74 besonders schutzbedürftige Menschen – etwa chronisch Kranke, Folteropfer und Mütter mit Babys. Man plane, die „letzten Einwohner der informellen Unterbringungsstruktur“ in das offizielle Lager Kara Tepe zu bringen. Dort gibt es aber statt Wohnungen nur Zelte. Am Donnerstagmorgen waren mehrere Busse, ein Militärlaster sowie Einsatzkräfte der Polizei nahe Pikpa. Es ist offensichtlich, dass die Räumung des alternativen Flüchtlingswohnheims vorbereitet wird. Sie sind aber abmarschiert, als die Anwohner den Zugang behinderten. Am Freitag wurden starke Polizeikräfte vor der Einrichtung konzentriert."

 

Inzwischen berichten Medien, das Projekt Pikpa sei nun geräumt und die dort lebenden Flüchtlinge seien in das Lage Kara Tepe gebracht worden. Journalisten sei das Filmen des Polizeieinsatzes verboten worden. Das griechische Migrationsministerium hatte die Räumung schon vor einer Weile angekündigt.

 

Rote Fahne News wird Leserinnen und Leser mit weiteren Berichten direkt von Lesbos auf dem Laufenden halten.