Arbeiteroffensive
30-Stunden-Woche, aber bei vollem Lohnausgleich, durchsetzbar nur im Kampf
Eine breite Diskussion um die Verkürzung der Arbeitszeit ist angesichts der angekündigten Massenentlassungen in den Betrieben aufgrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise entbrannt.
Selbst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) meint: „Reduzierte Arbeitszeit bei teilweisem Lohnausgleich kann eine geeignete Maßnahme sein, wenn sich die Sozialpartner darauf verständigen.“¹. Erstens gibt es im Kapitalismus keine "Sozialpartner", sondern die bourgeoise Klasse und die Arbeiterklasse, die im ständigen Klassenkampf miteinander liegen. Und zweitens ist die Bourgeoisie, als die herrschende Klasse an solchen Maßnahmen nur interessiert, wenn es ihnen auf ihrer Jagd nach Maximalprofiten dient. So viel also zu sozialer Partnerschaft und Verständigung.
So hat der Autokonzern Daimler – der allerdings aktuell massive Arbeitsplatzvernichtung vorbereitet - die Arbeitszeit von ca. 70 000 Beschäftigten in Verwaltung und produktionsnahen Bereichen um zwei Stunden gekürzt – allerdings ohne Lohnausgleich.² Der Umsatz je Beschäftigtem stieg im gesamten Daimler-Konzern von 2010 bis 2019 um durchschnittlich 51 Prozent. Die Personalkosten nahmen im gleichen Zeitraum nur um 37,7 Prozent zu.³ Verständlich ist es da, dass die Beschäftigten wegen der zunehmenden Arbeitshetze klagen. In anderen Konzernen sieht es nicht viel anders aus.
Eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich ist aus Arbeitersicht die notwendige Konsequenz aus dieser Entwicklung. Doch viele meinen: „Wer soll das bezahlen?“ oder: „Das führt dazu, dass der Betrieb pleite geht.“
Was den vollen Lohnausgleich betrifft, so wäre das ohne Probleme aus den Profiten der Konzerne zu bezahlen. Daimler als Beispiel müsste bei einer Verkürzung der Arbeitszeit von 35 Stunden auf 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich und entsprechender Erhöhung des Personals 16 Prozent mehr an Löhnen zahlen. Bei einem Profit von 4,33 Mrd. Euro in 2019 wären das 3,6 Mrd. Euro mehr an Personalkosten für den ganzen Konzern.
Im Deutschland müsste Daimler bei einer Verkürzung der Arbeitszeit von 35 Stunden auf 30 Stunden 28.900 Arbeiter und Angestellte neu einstellen. In Düsseldorf sollen jetzt 1300 Leiharbeiter entlassen werden. Völlig richtig ist der Protest der Arbeiter dagegen und ihre Forderung, diese Leiharbeiter fest einzustellen.
Der Stahl-Konzern ThyssenKrupp-Steel Europe (TKSE) hat 27.000 Beschäftigte. Davon sollen 4050 Arbeitsplätze abgebaut werden. Durch eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden in der Woche müssten 3600 Arbeitsplätze zusätzlich geschaffen werden.
Auch bei anderen Betrieben mit mehr als 1000 Beschäftigten kann in aller Regel eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich aus den Profiten bezahlt werden. Kleinbetriebe müssen durch eine Umsatzsteuer für die Großbetriebe unterstützt werden.
Der Kampf um eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich bedeutet eine ständige Auseinandersetzung mit den Konzernchefs, da sie bei vollem Lohnausgleich immer die wachsenden Profite schmälert. Für die Arbeiter ist sie eine notwendige Maßnahme, um die ständig steigende Arbeitsbelastung zu reduzieren. Außerdem ist sie die wichtigste Forderung der Arbeiteroffensive. In diesen Kämpfen entsteht die Einheit von jung und alt. Es besteht die Möglichkeit, dass die Einzelkämpfe zu Massenkämpfen zusammengefasst werden können und sich höherentwickeln.
Aus diesem Grund hält die MLPD als revolutionäre Arbeiterpartei diese Forderung seit Jahrzehnten aufrecht und streitet zusammen mit den Belegschaften bis heute darum – konsequent und verlässlich!
Entscheidend ist auch, dass die Verkürzung de Arbeitszeit auf fünf Tage in der Woche verteilt wird. Denn bei einer Vier-Tage-Woche wird die Arbeitszeit pro Tag nicht verkürzt, sondern sogar noch verlängert. Für die Kapitalisten ist das gut, wie ein Beispiel aus Japan zeigt: „Im Sommer 2019 testete die Firma (Microsoft) das Konzept und konnte positive Ergebnisse feststellen, die Produktivität steigerte sich um 40 Prozent.“⁴
Eine Fünf-Tage-Woche mit täglich sechs Stunden Arbeitszeit ermöglicht den Beschäftigten, sich stärker um die Familie zu kümmern oder sich zusätzlich gesellschaftspolitisch zu betätigen. Schon Karl Marx stellte fest: „Aber freie Zeit, verfügbare Zeit, ist der Reichtum selbst – teils zum Genuss der Produkte, teils zur freien Aktivität...“⁵
Der Kampf für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist eine offensive Forderung der Arbeiterklasse gegen die Diktatur des allein herrschenden internationalen Finanzkapitals. Er lehrt die Arbeiter, dass nur der Sturz des Kapitalismus sie von der ständigen Fron durch die Arbeit befreit.