Ukraine
Über 400 Bergleute kämpfen gegen Kriminalisierung ihres Streiks und erhalten breite Unterstützung
Sechs Wochen, vom 3. September bis Mitte Oktober 2020, streikten bis zu 417 Kumpel, darunter auch Frauen, des Eisenerzkombinats in Kriwoj Rog untertage.
Sie forderten höhere Löhne, mehr Arbeitssicherheit am Arbeitsplatz und die Entlassung des Managements. Die Löhne hatte das Unternehmen Kriwoj-Rog-Eisenerzkombinat gekürzt, indem nur noch für das gewonnene Erz gezahlt wurde. Dass aber die Maschinen und Anlagen 30 Jahre alt sind, oft stehen bleiben und der Ausstoß entsprechend geringer ist, dafür wollten die Eigentümer, die beiden Eigentümer und Monopolherren, Kolomojski und Achmetow, die in die Ausrüstung seit Jahrzehnten nicht investieren, nicht zahlen.
Der Streik weitete sich auf weitere Erzgruben aus. Am 29. September traten die Eisenbahnarbeiter des Knotens von Kriwoj Rog aus Solidarität und mit eigenen Forderungen in den italienischen Streik, d. h. sie machten Dienst nach Vorschrift (siehe Rote Fahne News). Als Lohnerhöhungen zwischen 21 und 38 Prozent sowie Zulagen bei gesundheitsschädlicher Arbeit ausgehandelt waren und das Eisenerzkombinat zusicherte, dass es keine Repressionen gegen Streikende gibt, kamen die 413 Kumpel aus den Gruben. Es war einer der größten und härtesten Streiks der letzten Jahre in der Ukraine.
Aber nichts war es mit der Freiheit von Repression. Das Unternehmen stellte Strafantrag wegen angeblich begangener Störungen. Zwei Verhandlungen haben inzwischen vor Gericht stattgefunden, der nächste Gerichtstag ist auf den 18. November festgelegt. Die Kumpel bestehen darauf, dass jede und jeder einzeln der Klage und der unerhörten Kriminalisierung ihres Streiks widerspricht. Zum Verhandlungstag am 6. November kamen 60 Unterstützer, ihre Familien, Nachbarn, Kollegen, Kumpel von anderen Gruben. U. a. waren auch Kumpel vom Ingulsker Uranbergwerk dabei. Sie hatten 2017 mit einem ähnlichen Gerichtsprozess gegen ihren damals geführten Streik Erfahrungen gesammelt: Das Uranbergwerk prozessierte damals gegen 94 Kumpel. Aber das Gericht wies die Klage ohne Befassung zurück, weil die Arbeiter ihr Recht auf Protest und auf Streik für eine Lohnerhöhung wahrgenommen hatten.
Die Willkür der Unternehmer und ihrer Staaten, die versuchen, Arbeiterstreiks für illegal zu erklären, müssen weltweit zurückgewiesen werden. Die Kumpel freuen sich über internationale Solidarität.
Für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht! Diese Forderung kann die Kämpfe in allen Ländern enger miteinander verbinden.