Filmrezension

Filmrezension

„Babij Jar - Das vergessene Verbrechen“

In nur zwei Tagen am 29. und 30. September 1941 ermordeten faschistischen „Einsatzgruppen“ heimtückisch, bestialisch und planmäßig 33.771 Juden in der Sandschlucht von Babij Jar in der Nähe von Kiew. Das war eines der barbarischsten faschistischen Massaker im Zweiten Weltkrieg. Der Film ist ein erschütterndes Dokument dieses Verbrechens.

Korrespondenz aus Solingen
„Babij Jar - Das vergessene Verbrechen“
(foto: Screenshot)

Im Mittelpunkt des Spielfilms auf dem Hintergrund realer Geschehnisse stehen zwei Familien, die zunächst 20 Jahre friedlich im gleichen Haus gewohnt haben - eine jüdische und eine ukrainische Familie. Unter der Dramatik des absehbaren Gemetzels treffen sie unterschiedliche Entscheidungen: Einer der Juden geht in den Widerstand (aber individualistisch), der jüdische Großvater ist ebenso naiv wie gutherzig (überzeugend verkörpert von Michael Degen), die jüdische Familie versucht zu fliehen – mithilfe des ukrainischen Vaters und Sohns. Die ukrainische Frau dagegen – glänzend hintertrieben gespielt von Katrin Saß - unterwirft sich aus egoistischen Motiven der rassistischen Nazihetze und denunziert die Flüchtenden.

 

Kaum zu ertragen ist das offensichtlich sehr realistisch dargestellte Massaker mit der vorhergehenden Heimtücke (die Juden wurden mit dem Versprechen auf Evakuierung in die tödlich Falle gelockt). Und noch unerträglicher ist der Hauptverantwortliche dieses Verbrechens, SS-Standartenführer Paul Blobel: Ein vordergründig gebildeter, kulturvoll und umgänglicher Intellektueller - aber hinter dieser glatten Maske getrieben von einer fast lustvoll zynischen Barbarei (beeindruckend in dieser Rolle: Axel Milberg).

 

Der Film von 2002 ist bewusst in schwarz-weiß gedreht, um mit Originalaufnahmen aus dieser Zeit ohne sichtbaren Bruch verschmelzen. Produzent ist der 1918 geborene Artur Brauner. Er hat bei diesem Massaker selbst viele Verwandte verloren. Sein Credo: Das darf nie vergessen werden!

 

Aber ebenso wenig vergessen werden darf, dass die Rote Armee unter Stalin unter größten Opfern diesen faschistischen Terror niedergerungen und die Völker Europas befreit hat. Und dass Paul Blobel als Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen und am 7. Juni 1951 gehängt wurde.

 

Der Film kann im Willi-Dickhut-Museum ausgeliehen werden.