Denkweise

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Jürgen Todenhöfer: Wie man sich ändern kann

Am 12. November, zu seinem 80. Geburtstag, ist Jürgen Todenhöfer aus der CDU ausgetreten. Er kündigte die Gründung einer eigenen Partei, mit dem Ziel einer „gewaltfreien humanistischen Revolution“ an. Auf das für einen Parteigründer ungewöhnliche Alter angesprochen meinte er, er sei immerhin sechs Jahre jünger als Adenauer am Ende seiner Kanzlerschaft.

Von fh

Todenhöfer war von 1972 bis 1990 für die CDU im Bundestag und er galt in dieser Zeit als „Kommunistenfresser“. Er nahm das südafrikanische Apartheid-Regime oder den faschistischen Putschisten Pinochet in Chile in Schutz. Seit den 1980er-Jahren war Todenhöfer 22 Jahre lang in der Geschäftsführung des Burda-Verlags.

 

Ab 2001 wurde Todenhöfer ein Gegner der Kriege in Afghanistan und im Irak, womit er zunächst einen ideologisch-politischen Schlingerkurs einleitete: Vom Verständnis für den syrischen Diktator Bashar al-Assad und für den Faschisten Erdogan über Werbung für eine Rassentheoretikerin und für den rechten Sänger Xavier Naidoo bis zur Unterstützung des Kampfs der Palästinenser und eine furiose Attacke auf den militaristischen Kurs von Ex-Bundespräsident Joachim Gauck.

 

Zunehmend richtet er sich gegen die westlichen Imperialisten ohne sich auf die Seite des russischen Imperialismus zu schlagen. In seinem letzten Buch von 2019 „Die große Heuchelei“ nähert sich Todenhöfer dabei an antiimperialistische Positionen an. Jürgen Todenhöfer ist ein lebender Beweis für die Wandelbarkeit der Denkweise und man darf gespannt sein, ob er wirklich mit dem Antikommunismus fertig wird und zu einer klaren antiimperialistischen Haltung findet. Wir gratulieren zu seinem mutigen Schritt und stehen als Diskussionspartner zur Verfügung.