Südamerika

Südamerika

Uruguay – ein Musterbeispiel für die Bekämpfung der Corona-Pandemie?

Glaubt man den Berichten in den Medien, läuft alles super in Uruguay. Das kleine Land habe die Corona-Pandemie voll im Griff und man könne davon lernen. Bei "Hart aber fair" forderte die Virologin Prof. Dr. Isabella Eckerle letzte Woche, man solle doch bei Ländern wie u. a. Uruguay "einfach mal hingucken, warum die es geschafft haben und wir nicht?" Was sind die Voraussetzungen des Landes? Uruguay ist ein kleines Land mit knapp 3,5 Millionen Einwohnern und einer geringen Bevölkerungsdichte. Montevideo, die größte Stadt ist im Vergleich zu Buenos Aires (Argentinien) oder Sao Paulo (Brasilien) beschaulich. Als die Pandemie begann, wurden die Grenzen zu Argentinien und Brasilien dichtgemacht.

Korrespondenz aus Bochum

Uruguay hat noch ein relativ gutes Gesundheitssystem, auch als Ergebnis der linksreformistischen Politik der "Frente Amplio". Es gibt auch eine bestimmte gesundheitliche Grundversorgung für die Menschen. Doch 70 Prozent der Intensivbetten sind privat.

 

Uruguay zählt bisher 3.795 Infektionen, davon 629 akute Fälle und acht Intensivpatienten (offizielle Meldung von SINAE Uruguay, 13.11.20). Allerdings beginnen die Zahlen hier mittlerweile auch schneller zu steigen.

 

Im Windschatten der Corona-Pandemie haben Präsident Lacalle Pou und seine Regierung eine weitere Rechtsentwicklung vollzogen. Ein ganzes Gesetzespaket mit über 400 Artikeln wurde verabschiedet, das elementare Rechte, wie das Streikrecht und gewerkschaftliche Organisationsrecht beschneidet, Jugend, Armut und Proteste kriminalisiert, die Privatisierung vorantreibt, den Großgrundbesitz und Ausverkauf des Landes weiter vorantreibt, das Erziehungswesen privatisieren und der Profitmacherei ausliefern will, die sozialen Leistungen und Renten der Arbeiter und Angestellten angreift, usw.

 

Die Menschen akzeptieren es nicht einfach, dass ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt wird, die Profite der großen Konzerne geschützt werden, die Auslandsschuld weiter gezahlt wird usw. So führten die Schlachthofarbeiter in der Stadt Canelones z. B. einen siebentägigen Streik durch, um bessere Hygiene- und Schutzmaßnahmen durchzusetzen.

 

Was wir auch von Uruguay lernen können? In erster Linie können wir von der Kampf- und Streikbereitschaft, wie bei den obigen Schlachthofarbeitern, lernen. Dann: Die Maßnahmen tragen die gleiche Handschrift wie in Deutschland und international: Die Profite müssen gerettet werden, die Gesundheitsmaßnahmen werden auf die Arbeiter und breiten Massen abgewälzt. Wirklicher Gesundheitsschutz muss im aktiven Kampf erstritten werden und die Auseinandersetzung und der Kampf um eine gesellschaftliche Alternative, in der der Mensch im Mittelpunkt steht, muss vertieft und international vorangebracht werden.