Leserbrief zum Monet-Artikel

Leserbrief zum Monet-Artikel

Revolutionärer Künstler Joseph Mallord William Turner

Herzlichen Dank für die Artikel zur Auseinandersetzung mit Weltanschauung und Wissenschaft. Euer Artikel vom Sonntag, 22. November, zur Kunst hat mich zu einigen eigenen Recherchen angeregt.

Korrespondenz aus Essen

Ich mag die Werke von Monet und auch wenn er ein bedeutender Impressionist war (die Namensgebung „Impressionisten“ leitet sich von einem seiner Gemälde ab, das 1872 den Titel „Impression, Sonnenaufgang“ trug), finde ich den von euch hergestellten Bezug von Monet zur Dialektik etwas gekünstelt (Wortspiel beabsichtigt).

 

In seiner Kunst revolutionärer ist da für mich Joseph Mallord William Turner. Er lebte von 1775 bis 1851. Lange bevor die Gruppe der Impressionisten mit Monet sich zusammenfand, durchbrach sein Malstil die rein gegenständliche Darstellung. Die von euch genannten Eigenschaften, die die Malerei der Impressionisten dialektisch macht, treffen auch auf den Stil Turners zu.

 

Viele seine Bilder stellen Naturgewalten dar – Stürme, raue See, Wolken, Wind, Regen, wilde Berglandschaften, Sonnenlicht werden regelrecht spürbar. Turner befasste sich übrigens bewusst mit Goethes Farbenlehre (die dieser in Antwort auf Newton verfasst hatte, dessen Theorien über Licht und Farbe Goethe ablehnte und zu widerlegen suchte) und schuf mit direktem Bezug darauf zwei Werke, die die jeweiligen Farbpaletten wiedergeben. Hier sehe ich bei Turner einen engeren Bezug dazu, sich mit der Wissenschaft in seinem Tätigkeitsfeld zu befassen, als das bei Monet in eurem Artikel dargestellt wird.

 

Mir bislang völlig unbekannt war eines seiner hervorragendsten Bilder: Sein ergreifendes Werk „Sklavenschiff“ von 1840. Es trägt im Original den Titel „Slavers Throwing overboard the Dead and Dying – Typhon coming on (Sklavenhändler werfen Tote und Sterbende über Bord – ein Taifun zieht auf)“ und wurde erstmals anlässlich eines Kongresses gegen die Sklaverei in der Royal Academy of Arts ausgestellt.  

 

Noch mal zurück zu Monet. Vor allem treibt mich nach eurem Artikel um, dass Monet lebte, als Marx und Engels den dialektischen Materialismus und die dialektische Methode begründeten – aber sich damit nicht befasste.

 

Danke auf jeden Fall für die schöne Anregung zu einem kunst-bewegten Sonntag!