Berlin
Siemens-Kollegen angebliche Gewinner der Corona-Krise
In den bürgerlichen Medien ist in den letzten Tagen immer wieder zu lesen, dass Siemens die Corona-Krise gut weggesteckt hätte. Tatsächlich lag das bereinigte operative Ergebnis des Siemens-Konzerns mit 7,6 Milliarden Euro lediglich 3 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.
Scheinbar anerkennend, wer dafür verantwortlich ist, sagte Joe Kaeser gegenüber dem Handelsblatt: „Unser aufrichtiger Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auch jetzt unermüdlich die Extrameile gehen, Siemens mit in der Erfolgsspur halten.“
Was hier so freundlich formuliert ist, bedeutete für uns Kollegen einen enormen Arbeitsdruck, der vielfach auf Kosten unserer Gesundheit und unserer Familien ging. Hunderttausende Kollegen in der Produktion mussten mit Überstunden bis zum Geschäftsjahresende September 2020 vorgezogene Aufträge abarbeiten, die Geschäftszahlen zu verschönern. Für viele Kollegen war das nur machbar, indem sie ihre Arbeit statt, wie üblich um 6 Uhr, bereits um 4 oder 5 Uhr morgens aufnahmen und sich zur Versorgung der Familien selbst einen Schichtdienst mit Partnern und Eltern organisierten. Hunderttausende Kollegen arbeiten bei Siemens aktuell im Homeoffice, was im Sinne des Gesundheitsschutzes auch eine Berechtigung hat. Wie sie hier aber ihren Alltag organisieren, überhaupt die technischen Möglichkeiten schaffen, u.v.m. bleibt ihnen überlassen.
Vor dem Hintergrund der Weltwirtschafts- und Finanzkrise, auf die die Corona-Krise verschärfend zurückwirkt, gab es für Siemens nur den Weg seine Profite zu sichern, indem die Ausbeutung Hunderttausender Arbeiter und Angestellte weiter auf die Spitze getrieben wurde. Ein wesentlicher Bestandteil war dabei 2020 die Ausgliederung von Siemens Energy, die dem Siemens-Konzern einen Buchgewinn von 900 Millionen Euro vor Steuern einbrachte.
Immer weniger Kollegen sind bereit den Konkurrenzkampf der Konzerne auf ihrem Rücken austragen zu lassen. So gibt es aktuell massenhaft Diskussion, welche Aktivitäten, Proteste bis hin zu Streiks von uns Kollegen notwendig sind, um zum Beispiel den Siemens-Energy-Vorstand zur Übernahme des Abkommen „Radolfzell II“ zum Schutz der Kollegen vor betriebsbedingten Kündigungen zu zwingen. Aber auch Forderungen wie nach der 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zu unserer Entlastung und Schaffung von Zehntausenden neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen werden massenhaft diskutiert. Zunehmend wächst dabei auch die Erkenntnis, dass wir uns dafür besser organisieren müssen und uns nicht von antikommunistischen Spaltungsversuchen der Geschäftsleitungen einschüchtern lassen dürfen.