Schulen und Kitas
Üble Taschenspielertricks und explodierende Corona-Zahlen
Anfang der Woche berichteten die Medien bundesweit mit Schlagzeilen wie: „Neue Daten: Schulen offenbar nicht Treiber der Corona-Pandemie“ (WDR 24.11.), usw. usw. Eine dreiste Verdrehung der Fakten.
Der Lieferant für diese Schlagzeile war die „Süddeutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V.“¹
„Die Datenlage des RKI-Lageberichtes Schule zeigt, dass aktuell ca. 0,21 Prozent der Schülerinnen und Schüler positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Damit besteht keine eindeutige Evidenz für häufige Übertragungen im Schulbereich. … Unsicherheiten bestehen bzgl. der Dunkelziffer, da Kinder und Jugendliche an dem Virus nicht oder nur selten erkranken“, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Vereins-Vortsitzender Keller ließ Kinderkliniken abfragen; in etwa 80 waren seit dem „Frühjahr bis zum 18.November“ routinemäßig Covid-Tests bei allen in die Klinik aufgenommenen Kindern (Null bis 18 Jahre) gemacht worden – etwa 116.000. Ergebnis: „Im Mittel waren nur 0,53 Prozent der an Kindern und Jugendlichen durchgeführten Tests positiv“. Aus dieser Zahl folgert Keller: „Die öffentliche Diskussion und Darstellung, wie z. B. ‚brandgefährlicher Schulunterricht‘, wird durch die oben dargestellten Daten.. nicht gestützt und untergräbt das Engagement…. führt zu Ängsten, Unsicherheiten und Polarisierung, lenkt von einer gezielten Lösungsfindung ab und sollte deshalb unterlassen werden.“ Diese schulmeisterlichen Formulierungen kann man guten Gewissens den ungenannten Auftraggebern der Untersuchung zuschreiben. Sie sind genauso wunschgemäß – wie wahrheitswidrig.
Faktencheck:
- Zuvorderst bestätigt Keller, dass es überhaupt eine Dunkelziffer gibt: Gegenüber dem aktuellen RKI-Bericht, der 0,21 Prozent infizierte Schüler angibt, ist bei Keller die Dunkelziffer mit 0,53 Prozent schon zweieinhalb mal so groß. Anlass für Entwarnung???
- Im Frühjahr waren alle Schulen geschlossen, dazu kamen noch mindestens sechs Wochen Sommerferien – in dieser Zeit konnte keine Schule ein Infektionsherd sein. Klar, dass die Infektionszahlen von Schülern in diesem langen Zeitraum niedriger sind. Keller aber rechnet so, als ob die Schulen in diesem Zeitraum geöffnet gewesen wären. Wie hoch wäre wohl die Dunkelziffer, wenn er diese ca. fünf Monate herausrechnen würde?
- Dazu geben tatsächlich aktuelle Zahlen Auskunft. Professor Johannes Hübner, Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie, der an Kellers Daten-“Analyse“ mitgearbeitet hat, erklärt am 23. November: „So liegt die Positivrate bei Kindern und Jugendlichen seit Oktober bei rund 1,3 Prozent, bei etwa 30.000 ausgewerteten Tests.“ Also eine Ziffer, die um mehr als sechsmal so hoch ist wie die offiziellen 0,21 Prozent des RKI – und die wiederum nur die durchgeführten Tests erfasst! Wenn man Kellers Zahl: Dunkelziffer = zweieinhalb mal so hoch wie die Zahl der Getesten – anwenden würde, ist man bei einer Dunkelziffer von 15 mal so hoch wie die offiziellen Testzahlen… . Das sind zwar (noch) keine belegten Zahlen - vor deren Erhebung scheuen sich alle Regierungen wie der Teufel vorm Weihwasser. Aber sie sind alles andere als „Schule harm- und covidlos“.
- Weniger frappierend als bezeichnend ist, dass die Medien, wie etwa die Rheinische Post (RP), mit einer ganzseitigen Schlagzeile „Kinderärzte: Schulen keine Infektionstreiber“ sowohl Keller als auch Hübner zitieren, allerdings Keller erntet – wohl auch wunschgemäß – die Schlagzeile, die die Regierungschefs brauchen, um den Präsenzunterricht unbeirrt durchzupeitschen, während Hübners 1,3 Prozent nur im Kleingedruckten zu finden sind.²
- Ebenso im Kleingedruckten der RP kommt eine Mitteilung, die viel eher die Schlagzeile verdient hätte: „In den Kitas hingegen nehmen die Infektionsfälle zur Zeit sprunghaft zu – im ersten Drittel des Monats November war bereits die Infektionszahl des Vormonats erreicht. Entsprechend wurden auch mehr Kita-Kinder in Quarantäne geschickt“ - also innerhalb von zehn Tagen eine Steigerung um das dreifache!
Diese Fakten widerlegen besorgniserregend die systematisch verbreiteten Märchen, Kleinkinder seien nicht gefährdet - und die Eltern könnten beruhigt zur Arbeit gehen. Aktuelle Ergebnisse der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie von stationären Covid-19-Fällen bei Kindern und Jugendlichen: „Für Woche 47 wurden bisher 16 neue Fälle gemeldet. Damit bleiben die Fallzahlen weiterhin auf hohem Niveau. Der Höchststand der Meldungen wurde mit 39 Meldungen in Woche 44 erreicht Die Hälfte der Patientinnen und Patienten ist jünger als drei Jahre, mehr als ein Drittel ist jünger als ein Jahr. Sieben Prozent sind Neugeborene.“³
Diese Beispiele beweisen wieder,
- Wie richtig Hunderttausende liegen, wenn sie die Forderungen des Sofortprogramms von MLPD und REBELL erkämpfen.
MLPD und REBELL fordern im schulpolitischen Programm
- Regelmäßige Tests für alle Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler!
- Halbierung der Lerngruppen und Schichtunterricht!
- Ausstattung aller Klassenräume mit Luftfilteranlagen!
- Einstellung weiterer Lehrkräfte z.B. auch Lehramtsstudierender!
- Nutzung anderer Räume, um Abstand halten zu können!
- Erhöhung des ALG II-Satzes und des Kindergeldes für Essen und Bildung!