Bundestagswahl 2021
Der dienstbeflissene Antikommunist Dr. Thiel
Bundeswahlleiter Georg Thiel maßt sich an, der MLPD mit der Nichtzulassung zur Bundestagswahl zu drohen. Er bezweifelt die Legitimität des Zentralkomitees, obwohl es demokratisch gewählt ist und es Thiel höchstrichterlich untersagt ist, das Statut der MLPD infrage zu stellen. Doch Dr. Thiel eilt ein spezieller Ruf voraus.
Seine Qualifikationen hat Georg Thiel bisher vor allem auf anderen Gebieten erworben. Der gelernte Jurist stieg 1988 beim Bundesamt für Zivilschutz ein und wechselte zwei Jahre später zum Bundesinnenministerium als kleiner Referent in der Abteilung „Vertriebene“. Bis 1997 hatte er sich immerhin zum Referatsleiter hochgedient.
Von 2002 bis 2006 war Thiel Präsident des paramilitärischen Technischen Hilfswerks (THW). Innerhalb kürzester Zeit stampfte er eine aufgeblähte Zentrale mit großer Autoflotte für das Prestigeprojekt Fußball-WM 2006 aus dem Boden. Im internen Diskussionsforum schrieb ein THW-ler, Thiel mache aus „motivierten Helfern eine Gruppe deprimierter Mängelverwalter“. Kurz darauf nahm sich ein langjähriger Funktionär des THW das Leben und prangerte in seinem Abschiedsbrief das „menschenverachtende Arbeitsklima“ an, in dem er sich als „Sklave“ von Thiel fühlte.¹
Die Homepage des THW vermeldet lapidar: „2006 bat Dr. Thiel Bundesminister Dr. Wolfgang Schäuble, ihm neue Aufgaben zu übertragen.“² Wichtig war ihm dabei vor allem, dass „er keinen Karriereknick erleide“.³
Thiel musste zurück ins Innenministerium, wo er „ständiger Stellvertreter“ des Abteilungsleiters für „Verwaltungsmodernisierung, Verwaltungsorganisation“ wurde. In dieser herausragenden Position war Thiel unter anderem verantwortlich für „Beschaffungswesen und einheitliche Behördenrufnummer“. Bei der Bestellung von Bleistiftspitzern hat er sich offenbar bewährt.
2007 bekam Thiel eine Bewährungschance bei der Reform des Bundesamtes für „Verfassungsschutz“. Auch beim Inlandsgeheimdienst machte er sich rasch „beliebt“. „Seitdem hängt im Kölner Amt der Haussegen schief“, schrieb die FAZ über Thiel, „dem der Ruf eines Brechstangenreformers vorauseilt“.⁴ Das Ergebnis zahlreicher Projektanalysen war der Plan, den „Verfassungsschutz“ ganz auf den „Islamistischen Terror“ zu konzentrieren. Der Plan landete alsbald im Reißwolf und Thiel wieder im Beschaffungswesen des Innenministeriums.
Ein weiterer Karrieresprung beförderte ihn 2015 zum stellvertretenden Leiter des Bundesamtes für Flüchtlinge und Migration (BAMF). Dort erhielt er bald den Spitznamen „Dr. Wahnsinn“⁵, legte sich mit dem Personalrat an und bekam zum Dank gleich zwei neue Vizepräsidenten vor die Nase gesetzt. Doch Thiel hatte schon das nächste Eisen im Feuer: Die Stelle als Vizepräsident beim Statistischen Bundesamt. Schon im November 2017 schaffte er es bis zum Präsidenten und damit auch zum Bundeswahlleiter.
In den paar Jahren bis zur Beamtenpension kann er jetzt noch mal richtig zeigen, was in ihm steckt. Was würde seinem Chef, Innenminister Horst Seehofer (CSU), wohl besser gefallen, als der Internationalistischen Liste/MLPD die Wahlbeteiligung gründlich zu versalzen? Wenn der dienstbeflissene Dr. Thiel damit mal nicht seinen nächsten „Karriereknick“ riskiert! Hans-Georg Maaßen⁶ lässt grüßen.