Daimler Untertürkheim
Morgen bundesweiter Aktionstag
Erst die Drohung des Daimler-Vorstandes, dass es keine Ersatzarbeitsplätze für den Elektro-Antriebsstrang geben soll, weil der Betriebsrat seinem Erpressungs-Katalog nicht zustimmt – dann die Meldung, dass der Personalvorstand Wilfried Porth neuer Vorsitzender bei Südwestmetall geworden ist. „Da haben sie den richtigen zum Chef gemacht, für ihre unverschämten Forderungen nach Nulltarifrunde, ‚Weg mit der Arbeitsplatzsicherung mit 53 Jahren‘ oder der Lohnabsicherung ab 53“, so ein Vertrauensmann. Denn Porth war der erste, der betriebsbedingte Kündigungen bei Daimler nicht ausschloss oder Schulungen für Vorgesetzte veranlasste, um „die lieben Mitarbeiter“ für Aufhebungsverträge unter Druck zu setzen.
Es war deshalb richtig, dass der Betriebsrat die Kolleginnen und Kollegen letzte Woche zu Sprechstunden während der Arbeitszeit aufgerufen hat. Die „überwältigende Teilnahme“, so der Betriebsrat in einem Info, war aber auch mit der Erwartung verbunden, dass jetzt eine Schippe drauf gelegt wird und die IG Metall zu Streikmaßnahmen aufruft. Am 3. Dezember, dem bundesweiten Aktionstag sollen bisher allerdings nur zehntausende von Postkarten der Kollegen, sozusagen als Rote Karte an den tagenden Aufsichtsrat von kleinen Delegationen aus IG-Metall-Vetrauensleuten übergeben werden. Das wird allerdings nicht reichen, den Vorstand dazu zu bewegen, seine Pläne zurückzunehmen. Auch sehen die meisten keinen Sinn darin, dass in Untertürkheim der Betriebsrat erneut mit der Werksleitung verhandeln will, statt diese weiter unter Druck zu setzen.
Dass der Vorstand eilends mit dem Gesamtbetriebsrat einen Corona-Bonus von 1000 Euro pro Stammbeschäftigten aushandelte, zeigt seine Angst vor der gewachsenen Streikbereitschaft in der Belegschaft. Diese Schwäche gilt es zu nutzen! Denn im Schreiben wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die „ Maßnahmen zur Senkung der Personalkosten“ weiterlaufen sollen.
In verschiedenen Abteilungen wird unter den Arbeitern und vor allem aktiven Gewerkschaftern diskutiert, ob man die Arbeit niederlegen und von Halle zu Halle marschieren kann, wenn die IG Metall nicht dazu aufruft? Aber die Gewerkschaft sind wir Mitglieder! So machen wir sie zur Kampforganisation! Doch schließen sich genug Kolleginnen und Kollegen dem an? Die Stimmung für Streik nimmt zu. Aber es muss viel Überzeugungsarbeit gemacht werden.