Engels-Film
Leserbrief zur Korrespondenz über die Engels-Veranstaltung in Truckenthal
In der Korrespondenz kommt es zu einer vulgarisierenden Darstellung der Polemik, die dem Verlauf der Veranstaltung widerspricht.
Es heißt in der Korrespondenz: „‘Was bedeutet Polemik?‘, war eine weitere Auseinandersetzung. Wir müssen gerade auch kleinbürgerliche Gefühle, wie immer einer Polarisierung auszuweichen, oder das Streben nach Harmonie, überwinden...“
1. Wir haben nicht nur die Frage aufgeworfen, was Polemik ist, sondern haben das auch beantwortet. Wir haben von der „wissenschaftlichen Polemik“ gesprochen, nicht einfach nur von „Polemik“. Wissenschaftliche Polemik bedeutet, in den Gegenstand der Auseinandersetzung einzudringen bis zum Kern, den antagonistischen Widerspruch vollständig zu entfalten mit dem Ziel einer schöpferischen Antwort. Wir haben diskutiert, dass die wissenschaftliche Polemik sowohl Mut zur Polarisierung erfordert als auch ideologisch-politische Sicherheit, allseitige Kenntnisse vom Gegenstand und Beherrschung prinzipieller Kritik und Selbstkritik auf höchstem Niveau.
2. Polemik lernt man nicht einfach dadurch, dass man kleinbürgerliche Gefühle überwindet, was natürlich auch dazu gehört. Aber nur aufgrund von proletarischen Gefühlen gelingt noch keine wissenschaftliche Polemik. Stefan Engel hebt in seinem Konspekt zur wissenschaftliche Polemik hervor: „Die Polemik verliert ihre Wissenschaftlichkeit, wenn die Leidenschaft und der sprudelnde Hass übertrieben werden. Deshalb ist strikter Objektivismus ein wesentliches Merkmal der wissenschaftlichen Polemik. Die wissenschaftliche Polemik verlangt, sich nicht nur mit den konkreten Aussagen des Gegners differenziert auseinanderzusetzen, sondern auch zu einem treffenden Urteil über den Träger dieser Aussagen zu kommen. Das bedeutet, dass die Polemik in der Objektivität der Betrachtung von Inhalt, Methode und Person des Gegners ausgehen muss. Sonst besteht die Gefahr der Überspitzung, was der Überzeugungskraft abträglich ist bzw. die Leser sogar abschreckt.“
3. Es ist undialektisch, „das Streben nach Harmonie“ allgemein als kleinbürgerliches Gefühl zu bezeichnen. Richtig ist: Harmoniestreben angesichts von antagonistischen Widersprüchen ist gefährlich und führt zum Zurückweichen vor einer wissenschaftlichen Polemik. Die revisionistischen Phrasen von „umfassender Harmonie“ im Sozialismus müssen bekämpft werden. Aber es gibt auch nichtantagonistische Widersprüche. Hegel bezeichnet den Zustand der grundlegenden Einheit eines Widerspruchs als „Harmonie“. Der RW 24¹ behandelt die berechtigte Kritik von Mao Zedong an Stalin, dass Stalin den Kampf und Gegensatz im Widerspruch in der Tendenz verabsolutiert und die Identität, die Einheit der Widersprüche, die zeitweise Möglichkeit einer harmonischen Entwicklung, in der Tendenz leugnet. Wir wollen eine Gesellschaft, in der der Mensch in Einklang (Harmonie) mit der Natur leben kann. In der Kunst hat die Harmonielehre ihren notwendigen Platz. Und nicht zuletzt gehört zum menschlichen Zusammenleben auch das berechtigte Bedürfnis, dass Partner und auch Genossen miteinander harmonieren. Lenin schreibt über die Lehre von Marx, dass sie „in sich geschlossen und harmonisch“ ist.²
Stefan Engel betont in seinem Konspekt „...die wissenschaftliche Polemik als Bestandteil der Bewegung der MLPD zur Beherrschung der dialektischen Methode auf dem Niveau der Lehre von der Denkweise und des systemischen Denkens bewusst zu machen.“ Dazu ist das Studium der wissenschaftlichen Polemik bei Friedrich Engels oder bei Stefan Engel hilfreich. Wir müssen die Beherrschung der dialektischen Methode trainieren.