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Appell: „Bitte nicht leichtsinnig werden“

Die Rote Fahne Redaktion befragte Günter Wagner zu aktuellen Corona-Lage:

Von Günter Wagner, Facharzt für Allgemeinmedizin (Interview)
Appell: „Bitte nicht leichtsinnig werden“
Günter Wagner auf der Gelsenkirchener Montagsdemonstration (rf-foto)

Günter Wagner: Bei der derzeitigen Entwicklung der Corona Pandemie – Anstieg der Todesfälle, Zunahme der schweren Verläufe, die im Krankenhaus behandelt oder gar beatmet werden müssen – muss ich immer wieder sagen: bitte, nehmt diese Pandemie sehr ernst!

 

Da wäre die Aussage: „... ich ging davon aus, mir wird schon nichts passieren!“ Seit Wochen behandle ich zunehmend Patienten, die nicht wissen, wo sie sich angesteckt haben. Beim genaueren Nachfragen stellt sich dann heraus: Ich habe die Maske nicht immer getragen; wir waren zusammen länger in einem Raum und haben die Masken öfter abgenommen; beim Abschied haben wir uns umarmt; wir fuhren zusammen im Auto ohne Maske usw. usw. Ich könnte noch viele Beispiele hier aufzählen. Ich bohre immer wieder nach, um meine Patienten zu sensibilisieren und zu erziehen. Und am Schluss kommt dann das Eingeständnis: Ich ging davon aus, mir wird schon nichts passieren.

 

Rote Fahne: Sind das Super-Spreader?

 

Günter Wagner: Das ist vor allem leichtsinnig und verantwortungslos. Ein junger Mann, der selbst schwer an Corona erkrankt ist, hat in seinem Freundeskreis fast zehn Leute angesteckt. Man muss sich einfach klar machen, dass man mit Leichtsinnigkeit in Sachen Corona sehr schnell auch andere anstecken kann und dadurch - ohne böse Absicht - auch Vorberlastete, alte Menschen etc. gefährdet. Alle haben sich eine Zeit lang nicht an die Regeln gehalten. Auf diese Weise kann einer viele andere infizieren.

 

Rote Fahne: Welche Regeln schlägst Du vor?

 

Günter Wagner: Wenn jeder bewährte Regeln einhält, muss das nicht sein. Diese sind immer noch Mund-Nasen-Maske und Abstand. Diese Regeln bieten - immer noch - einen hohen Schutz. Natürlich ist es skandalös, dass viele tagtäglich gezwungen werden, in vollen Bussen zu fahren, im Klassenzimmer mit 25 Mitschülern sitzen zu müssen oder auf der Arbeit den Abstand nicht einhalten zu können. Dagegen müssen wir einen gesellschaftlichen Kampf führen.

 

Rote Fahne: Kannst du etwas zu den Corona-Leugnern sagen?

 

Hier geht es mir darum, dass jeder nicht nachlässt und Verantwortung übernimmt. Mir ist aufgefallen, dass Leute besonders betroffen sind, angesteckt zu werden und andere anzustecken, die mit den Corona-Leugnern sympathisieren. Weil sie offensichtlich deshalb die Regeln nicht ernst nehmen. Das ist völlig inakzeptabel und ich führe mit diesen Patienten eine harte Auseinandersetzung.

 

Rote Fahne: Kannst Du etwas zu den Masken sagen?

 

Als erstes ist es natürlich wichtig, überhaupt eine Maske zu tragen. Die Masken aus Stoff bieten einen Schutz den Anderen gegenüber. Sie bieten kaum Schutz für den Träger gegen Viren. Diese Masken können gewaschen werden. Einen Schutz für den Träger bieten die FFP2-Masken. Diese Masken kann man nicht waschen, dann verlieren sie ihre Filterwirkung! Für den alltäglichen Gebrauch empfehle ich einen wöchentlichen Wechsel. Diese sollte man während dieser Woche im Backofen bei ca. 80 Grad desinfizieren. Die Living-Guard-Masken sind besonders beschichtet und elektrisch geladen. Diese haben den Vorteil, dass man sie waschen kann und ca. 200 Tage benutzen kann.

 

Zum Schluss noch einmal mein eindringlicher Appell: Nicht leichtsinnig werden, Regeln einhalten! Gerade behandle ich mehrere, leichtsinnige Patienten, die schwer erkrankt sind: tagelang Fieber, schlapp, nach einigen Schritten in der Wohnung erschöpft, Lungenentzündung, kein Appetit, Geruchs- und Geschmacksstörungen, um nur die schwersten Krankheitserscheinungen zu nennen. Da kann ich nur sagen: Drastische Folgen, wenn man sich nicht an die Regeln hält.