Daimler Marienfelde
Belegschaft demonstriert Kampfbereitschaft
Rund eintausend Kollegen des Daimler-Werkes Berlin-Marienfelde legten gestern die Arbeit nieder.
Sie folgten dem Aufruf der IG Metall und demonstrierten über drei Stunden mit einer Zwischenkundgebung durch Mariendorf und Marienfelde. Auf Transparenten und Schildern war beispielsweise zu lesen: „Keinen Schritt zurück – Kampf um jeden Arbeitsplatz“ oder: „Wir bleiben! Entlassen werden die Kapitalisten“. Insgesamt fürchten die Kollegen, dass das Werk nach der Beendigung der Produktion des Sechs-Zylinder-Dieselmotors weitgehend dichtgemacht werden soll.
Die Redner auf der Zwischenkundgebung erklärten, es läge am sozialen Gewissen des Vorstands, die Kollegen an dem Traditions-Standort nicht hängen lassen zu können. Bleibt die Frage, ob man einen solchen Schritt, wie hier geplant überhaupt mit einem sozialen Gewissen planen und schließlich durchführen kann? Die Antwort ist ziemlich eindeutig: Nein! Unter anderem erklärte die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), den Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter zitierend:, „Man darf sich nicht allein am Profit orientieren“. Doch die Zeiten der kleinen Reformen und Zugeständnisse, um die Belegschaft ruhig zu halten, sind vorbei. Der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner forderte vom Daimler-Vorstand, die erzielten Gewinne wieder zu investieren, auch in Berlin. Doch neben dem Profit, welchen die Daimler-Aktionäre einstecken, gab der Aufsichtsrat vor wenigen Tagen grünes Licht für 70 Mrd. Euro Investitionen bis 2025. Jedoch ein Großteil davon in China und Ost-Europa, wo sie sich einen noch höheren Maximalprofit versprechen.
Positiv war, dass am Ende der Zwischenkundgebung ein Vertreter der Fridays-for-Future-Bewegung seine Solidarität erklären konnte. Er bekam Applaus dafür, dass die Umweltfrage und der Kampf um Arbeitsplätze zusammengehören und dass die Arbeiter nicht den Kopf für eine Produktion hinhalten müssen, über die sie gar nicht entscheiden können. Bei der kurzen Abschlusskundgebung zurück vor dem Haupttor ergriff der Leiter des IG-Metall-Vertrauenskörper, Patric Succo, das Wort: „Wenn unser Protest heute in Stuttgart nicht erhört wird, werden wir eine Schippe drauflegen“. Wie das sein wird, wird jetzt in der Belegschaft diskutiert. Dabei gilt es auch zu verarbeiten, dass die Ursache der Schließungspläne die kapitalistischen Gesetzmäßigkeiten sind. Sie diktieren den Takt. Die MLPD hatte bereits am Tag zuvor eine Solidaritätserklärung verteilt, worin sie zum konzernweiten Widerstand auf Kosten der Profite aufrief. Auch einige Unterschriften für die Wahlzulassung der Internationalistischen Liste/MLPD wurden gesammelt.