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Brief von Stefan Engel zum neuen Engels-Film der MLPD

Stefan Engel, Leiter des theoretischen Organs der MLPD, des REVOLUTIONÄREN WEG, würdigt den neuen Film "Friedrich Engels – der meistunterschätzte Klassiker" und arbeitet einige weitere Aspekte zur Bedeutung von Friedrich Engels heraus.

Stefan Engel
Brief von Stefan Engel zum neuen Engels-Film der MLPD
Stefan Engel bei der Pressekonferenz kurz vor der Enthüllung der Lenin-Statue am 20. Juni 2020 (rf-foto)

In einem Brief an die Politische Führung der MLPD schreibt er:

 

Liebe Genossinnen und Genossen,

 

ich habe in kleiner privater Runde den Film sehr genossen. Er ist sehr gelungen und erfüllt seinen Zweck, die Leute an das Lebenswerk von Friedrich Engels heranzuführen, seine wesentlichen theoretischen Errungenschaften darzulegen, seine Person zu würdigen und auch seine praktische Konsequenz darzustellen. Rundum eine gute Sache! Gratulation!

 

Ich hätte mir noch drei Aspekte gewünscht, die man allerdings in der Diskussion einbringen kann.

 

Erstens Kritik und Selbstkritik: Marx und Engels hatten nicht von vornherein alle Auffassungen über die Gesellschaft drauf. Sie haben sich das Stück für Stück erarbeitet und durch Kritik und Selbstkritik einen fortlaufenden Erkenntnisfortschritt organisiert, den sie ihr ganzes Leben lang durchführten. Es wäre idealistisch zu meinen, dass ein Mensch immer nur richtige Sachen sagt. Sie haben im Grunde genommen das Entwicklungsgesetz von Kritik und Selbstkritik entwickelt und auch der Arbeiterbewegung hinterlassen.

 

Zweitens sehe ich eine besondere Methode darin, wie Marx und Engels miteinander umgegangen sind. Ihr erwähnt in dem Film die über 1000 Briefe, die sie geschrieben haben. Aber was war der wesentliche Gehalt? Es war eine Methode der Vereinheitlichung der Denkweise, die sie damals entwickelt haben und die wir uns heute allgemein in der Parteiarbeit zueigen gemacht haben. Vereinheitlichung der Denkweise bedeutet, dass man sich in wesentlichen Fragen einig wird, sich gegenseitig überzeugt und ergänzt, aber auch sich gegenseitig kritisiert, Hinweise macht usw. Diese Methode der Vereinheitlichung der Denkweise wurde von Marx und Engels entwickelt, was aber oft noch in der revolutionären Linken unterschätzt wird.

 

Drittens die Weitsicht von Friedrich Engels: das ist ein Punkt, den man immer wieder hervorheben muss. Mir fällt da ein Zitat ein, das wir auch im RW 6 abgedruckt haben über seine Vorhersage hinsichtlich dessen, wie sich der Kapitalismus entwickelt, insbesondere in der Phase, in der er gerade begonnen hat, in den Imperialismus überzugehen. Engels prognostiziert den I. Weltkrieg, der tatsächlich so eingetreten ist, obwohl Engels die konkreten Gegebenheiten von 1914 - also 20 Jahre nach seinen Auffassungen - noch gar nicht kennen konnte. Er hat das aufgrund des Studiums des gesetzmäßigen Verlaufs der kapitalistischen Widersprüchlichkeit getan. Das ist auch eine Methode, die wir uns zu eigen gemacht haben und im Programm der MLPD so dargelegt wird, wo wir allgemeine wissenschaftliche Prognosen stellen, die natürlich immer wieder in der konkreten Analyse überprüft und konkretisiert werden müssen.

 

Soweit meine Hinweise, die allerdings keine Infragestellung des bedeutenden Werks eures Filmes darstellen.

 

Herzliche Grüße, Stefan

 

Der Brief von Stefan Engel auf der Homepage der Redaktion Revolutionärer Weg

 

Der Film "Friedrich Engels – der meistunterschätzte Klassiker"