Schweden

Schweden

Der Corona-Sonderweg ist offen gescheitert

Von Anfang an waren die Todeszahlen in Schweden mit seinem lockeren Umgang mit dem Virus in Verbindung mit Corona um ein vielfaches höher. Das wurde damit gerechtfertigt, dass man eine Herdenimmunität herstellen könne und so eine zweite Welle vermeide. Am Ende würde sich der schwedische Weg auszahlen. Das ist jetzt böse gescheitert.

Korrespondenz aus Stuttgart
Der Corona-Sonderweg ist offen gescheitert
Protest in Huddinge: Auf dem linken Schild steht: "Wir wollen unsere Kollegen in der kommunalen Heimpflege behalten - wir unterstützen Euch."

Inzwischen sind 7000 Menschen in Schweden infolge von Covid-19 gestorben - in einem Land mit einem Zehntel der Bevölkerung von Deutschland. Die Todesrate ist zehn Mal höher als in den Nachbarländern Norwegen und Finnland, die von der Kultur und Natur mit Schweden vergleichbar sind, aber schärfere Corona-Maßnahmen haben. Die Anzahl der Toten und Infizierten schnellt derzeit in die Höhe und die Regierung musste einen so genannten „Lockdown Light“ verhängen.

 

Der schwedische Chef-Immunologe Anders Tegnell stellte sich immer als Vertreter der reinen Wissenschaftlichkeit dar. Tatsächlich sehen wir nun, wie verheerend der Positivismus, die Hauptmethode der bürgerlichen Wissenschaft ist. Tegnell sagte, es gäbe Studien für und gegen die Benutzung von Masken, also könne er kein wissenschaftliches Urteil fällen. Nur was durch Studien bewiesen sei, ließ er wissenschaftlich gelten. Das Ergebnis dieser positivistischen Auffassung sehen wir jetzt!

 

Galt Schweden bis Anfang der 1990er-Jahre noch als Musterbeispiel sozialer Errungenschaften im Kapitalismus, setzte mit der Neuorganisation der internationalen Produktion eine beispiellose Privatisierungs-Welle ein, die die Gesundheits- und Altenversorgung besonders betroffen hat. Pflege-Firmen intervenierten im Sommer gegen Anordnungen zu besserer Schutzausrüstung für Pflegekräfte. Infizierte Pflegebedürftige wurden nicht als krank eingestuft und behandelt, sondern als Palliativpatienten, also sterbend, sahen teilweise keinen Arzt. 40 Prozent dieser Patienten starben.

 

Weiter wehren sich die Massen in Schweden gegen diese Privatisierungen. Aktuell protestieren Einwohner und Angestellte in der Kommune Huddinge, südlich von Stockholm gegen die Privatisierung der kommunalen Heimpflege. 3000 Unterschriften wurden gesammelt und eine Demonstration unter Corona-Schutzbedingungen wurde durchgeführt.