Düsseldorf
Russisches Roulette nach Henkel-Art
Russisch-Roulette, dieses dekadente, potenziell tödliche „Spiel“ mit einem Trommelrevolver, dürfte vielen aus Filmen oder Romanen ein Begriff sein. Die Trommel wird bei jedem neuen „Spieler“ gedreht, niemand weiß, in welchem Fach die Kugel ist, die Spieler halten sich reihum den Lauf an die Schläfe und drücken ab – mit möglichem tödlichem Ausgang.
In den großen Konzernbetrieben und überall dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenarbeiten müssen, wie in der Produktion oder der Logistik, wird eine besondere Variante „gespielt“: Corona-Roulette. Die Teilnahme daran ist alles andere als freiwillig.
Corona-Fälle werden verschwiegen
Mit Beginn der zweiten Corona-Welle Anfang Oktober wurden Corona-Infektionen in der Flüssigwaschmittelproduktion bei Henkel Düsseldorf bekannt. Damals veröffentlichte die Werksleitung, dass zwei Kollegen betroffen seien, und forderte zur strikten Einhaltung der Corona-Schutzregeln auf. Dabei wurde getrickst. Tatsächlich war noch ein dritter Kollege betroffen, ein Leiharbeiter. Er wurde sofort abgemeldet und durfte das Werk nicht mehr betreten – voilà ein Fall weniger!
Anfang November gab es fast 40 Corona-Fälle bei Henkel in Düsseldorf, weitere 100 Kolleginnen und Kollegen mussten in Quarantäne. Seitens der Standortleitung wurde das nie öffentlich bekannt gemacht, aber auch Betriebsrat und IGBCE-Führung schwiegen dazu. So nimmt es nicht wunder, dass die Seuche ihre Kreise zieht. Auch in anderen Bereichen der Waschmittelproduktion tauchten Fälle auf. Die Kollegen müssen sich nicht im Betrieb angesteckt haben. Aber sie haben noch mehrere Tage gearbeitet, bevor ihnen die Infektion bewusst wurde. Corona-Tests bei den Kolleginnen und Kollegen, mit denen sie in Kontakt kamen: Fehlanzeige! Anfang Dezember dann erneut mutmaßlich weitere sieben Corona-Verdachtsfälle bei der Flüssigwaschmittelfertigung.
Der Laden muss laufen
Um jeden Preis sollen Störungen der Produktion verhindert werden, wo die Corona-Pandemie dem Henkel-Konzern gerade bei Wasch- und Reinigungsmitteln glänzende Profite beschert. Die Abverkäufe schnellen in die Höhe. Da ist die Gesundheit der Belegschaft zweitrangig. Samstagsarbeit wird angesetzt und ab Januar auch wieder die 7-Tage-Vollkontischicht, um auf dem Markt die Nase vorn zu haben.
Dabei gelten die eigenen Regeln nicht mehr, dass die Schichten nur geringen Kontakt untereinander haben sollen. Denn Vollkontischichtler kommen zwangsläufig mit anderen Schichten in Kontakt, da sich ihre Schichten alle zwei Tage ändern. Zu dieser Verlängerung der Arbeitszeit kommen nun noch Maßnahmen, die auf eine dauerhafte Effizienzsteigerung und wohl auch künftige Rationalisierung abzielen. Die Ausbeutung wird deutlich gesteigert.
Wirksamen Gesundheitsschutz müssen wir uns erkämpfen
- Breitflächige Corona-Tests auf Kosten des Betriebes in jedem Bereich, wo Infektionen auftreten!
- Lückenlose Information über die Entwicklung der Infektionen und die Quarantänefälle!
- Verkürzung der Arbeitszeit auf sechs Stunden täglich - 30 Stunden in der Woche bei vollem Lohnausgleich, zur Arbeitsentlastung, für Neueinstellungen und um die physischen Kontakte auf das Notwendigste zu reduzieren.