RAG-Politik der verbrannten Erde

RAG-Politik der verbrannten Erde

Das wird uns noch Jahre beschäftigen!

Der im Folgenden dokumentierte Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Zeitung der Bergarbeiterbewegung in Deutschland "Vortrieb" erschienen:

Von Redaktion der Kollegenzeitung „Vortrieb“
Das wird uns noch Jahre beschäftigen!
Bild von der Bergarbeiterdemonstration am 28. Juni in Düsseldorf (rf-foto)

"Glückauf Zukunft“ – das waren die höhnischen Worte, die uns die RAG anlässlich der Schließung der letzten Zeche 2018 auf den Weg gab. Welch glänzende Zukunftsaussichten bietet die RAG in der Region?

 

Die RAG ist maßgeblich Schuld daran, dass das nördliche Ruhrgebiet Spitzenreiter bei der Massenarbeitslosigkeit und Armut ist. 1957 gab es noch 607.000 Arbeitsplätze im Bergbau, 1969 183.000. Und heute? Geht es nach der RAG, gibt es bald nur noch eine Fach- und Führungsgruppe mit ein paar Dutzend Leuten, die die anfallenden Arbeiten von billigeren Werksunternehmen machen lassen. Die RAG hat vorsätzlich und fahrlässig dazu beigetragen, dass der Strukturwandel im Ruhrgebiet grandios gescheitert ist. Damit ihr keine anderen Betriebe Konkurrenz bei der Suche nach Arbeitskräften machten, oder das Lohnniveau hochdrückten, hatte sie mit verschiedenen Städten im Ruhrgebiet Vereinbarungen: Andere Industrieansiedlungen wurden über viele Jahre kaum zugelassen. Und welche Firma will heute schon auf eine verseuchte Brachfläche der RAG, wo niemand weiß, was noch für Entsorgungskosten folgen könnten? Und noch jeder Landes- und Bundesregierung hat die Interessen der Konzerne wie der RAG mit ihrer Politik bedient. Ca. 144.000 Bergbaurentner oder -witwen sind vom Deputatklau betroffen. Je länger man lebt, desto größer der Verlust. Herzlichen Dank an die RAG für diesen Beitrag zur Altersarmut im Lande.

 

Zehntausende Bergarbeiterwohnungen wurden über die letzten Jahre vernichtet. Die Mieten sind immer schwerer bezahlbar und werden weiter steigen. Die RAG profitiert davon mit ihren 40-prozentigen Anteil an Vivawest.

 

Mit dem Anstieg des Grubenwassers besteht die große Gefahr, dass früher oder später das Trinkwasser großflächig vergiftet wird. Und das nur, weil die RAG bei der Wasserhaltung Geld einsparen will. Sie machte letztes Jahr ja auch nur 474 Millionen Euro offiziellen Gewinn ….

 

Und wie viele ehemalige Bergleute sind schwer krank, sterben vorzeitig?

 

Und wer weiß, ob die RAG nicht noch auf die Steuerzahler zukommen wird, um Altlasten zu beseitigen? Sie hat sich das immerhin ausdrücklich vorbehalten – und jetzt in Krisenzeiten ….

 

Hauptsache, der Maximalprofit der RAG-Stiftung stimmt. Die hat ein Gesamtvermögen von 18,7 Milliarden Euro, Beteiligungen an Tausenden Unternehmen und ist ein richtiger Globalplayer geworden. Es zeigt auch noch mal, wie schäbig die Lüge war, die Bergleute seien Kostenfaktoren gewesen. Wir haben doch die Werte erarbeitet, aus denen die RAG-Stiftung zum neuen Übermonopol aufstieg.

 

Mit dem Ende des Steinkohlebergbaus will sich die RAG einen schlanken Fuß auf unsere Kosten machen. Dann müssen wir uns halt auch noch jahrelang mit der RAG beschäftigen. Die kämpferische Bergarbeiterbewegung hat schon viele Erfolge errungen und diesen Weg gilt es fortzusetzen. Hunderttausende im Revier haben eine oder mehrere Rechnungen mit der RAG offen. Wir brauchen Arbeitsplätze, soziale und politische Rechte, eine intakte Umwelt. Und wir wollen nicht in einer Gesellschaft leben, in der sich ein paar Großkonzerne wie Gott gebärden können. Da dürfen wir uns vom Antikommunismus weder Denkverbote noch Schreckgespenster verpassen lassen. Solche Sprüche wie: „Pass auf, der hat mit der MLPD zu tun“, sollen uns doch nur spalten. Wie sagte der berühmte Bergarbeiterdichter Heinrich Kämpchen treffend. „Wir wollen nicht enden die Schicht bis dass der Sieg ist errungen!“

Glückauf Zukunft!