Lesbos
Den ganzen Moria-Wahnsinn ungewollt auf den Punkt gebracht
Jordanis Georgiou berichtet: Heute schrieb mir der Flüchtlingshelfer Thomas Osten von Sacken. Alle Berichte, die ich von Thomas schicke, zeigen die Auseinandersetzung im Lager und die Erfahrungen der Flüchtlinge mit NGOs:
Thomas Osten von Sacken schreibt: „In der FAZ erschien ein Artikel, der den ganzen Moria-Wahnsinn ungewollt auf den Punkt bringt. Da wird die Lage vor Ort aus Sicht einer jungen Freiwilligen geschildert, die auf eigene Kosten sieben Wochen vor Ort war, um ‚etwas sinnvolles zu tun‘. Das bestand vor allem offenbar darin, dem griechischen Militär, das im Camp für die Verteilung von eher schlechtem fertigem Essen zuständig ist, zu helfen. Denn genau das tut die NGO, für die sie arbeitet. ...
Eigentlich stehen genügend Gelder seitens der EU für wesentlich besseres Essen zur Verfügung und seit Jahren fordern Flüchtlinge, dass sie „Dry Food“ bekommen und selber kochen können - was sie möchten. Das aber passte nicht ins Konzept, denn mir dieser Art von Essensausgabe machen in Griechenland seit Jahren Einige Millionen und haben keinerlei Interesse daran, dass ihr Geschäftsmodell infrage gestellt wird. ...
Wie kommt (es), dass sich - trotz Anwesenheit von 70 NGOs und Abermillionen von gespendeten Euros – die Lage so darstellt: ‚... Im Camp gebe es noch immer kein fließendes Wasser. Die Menschen müssten deshalb auf Dixi-Klos und Eimerduschen ausweichen ... ."
... Ein einziger zum Himmel schreiender Skandal. ... Man schaut sieben Wochen zu und verteilt ein bisschen Essen? In einem Camp, das ... gegen jeden Mindeststandard verstößt, den das UNHCR vorsieht? Wäre es da nicht wesentlich sinnvoller, sich zu fragen, was eigentlich die Rolle von NGOs und Helfern in so einer Situation ist? Denen es gelingt in drei Monaten 36 Kübelduschen zu installieren, eine Leistung, die jede kleine Firma in zwei Wochen hingenommen hätte? ...
Das kommt ... am Ende heraus: Man findet sich mit ... unerträglichen und unnötigen Zuständen ... resigniert ab und berichtet darüber, als sei irgendetwas an all dem nicht einfach nur zutiefst skandalös.
...Vor so einem Hintergrund erscheint es dann als Fortschritt, wenn 80 Kübelduschen in Betrieb sind und Menschen nur noch 45 Minuten in irgendwelchen Schlangen für kalte Pampe anstehen. ..."