MLPD-Krankenhaus-Betriebsgruppe

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"Wir führen intensive Diskussionen über die Impffrage"

In den letzten Tagen und Wochen hört und liest man immer wieder, dass Umfragen zeigen, dass die Impfbereitschaft besonders unter Ärzten, Pflegekräften und anderem medizinischen Personal nicht besonders hoch sein soll. Demnach will sich sogar ein Viertel nicht impfen lassen.

Von Korrespondenten
"Wir führen intensive Diskussionen über die Impffrage"
Ein bewusstes "Ja" zur Impfung gibt es auch mehr und mehr in anderen Ländern - hier die erste geimpfte Krankenschwester Spaniens, die sich offensichtlich darüber freute (foto: Administración del Principado de Asturias (CC BY-SA 4.0))

Wir diskutieren das auf unseren Stationen im Krankenhaus an dem die MLPD eine Betriebsgruppe hat. Und es war wirklich auffällig, dass es vor Wochen noch eine starke Verunsicherung und Skepsis gegenüber dem Impfstoff gab. In vielen Gesprächen wurden und werden durch die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege Zweifel an der schnellen Entwicklung und Zulassung des Impfserums geäußert. Die Fragen nach den Nebenwirkungen und eventuellen Spätfolgen der Impfung beschäftigt die Kolleginnen und Kollegen und führt zu Ängsten und Verunsicherung. Dazu trugen nicht zuletzt die Erfahrungen bei, die die Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren mit der Pharmaindustrie und dem privatisierten Gesundheitswesen gemacht haben.

 

Wir diskutieren es vor allem weltanschaulich. Natürlich haben die Kolleginnen und Kollegen Recht mit ihrer Skepsis in das Profitsystem der Pharmaindustrie, in die Regierung und die EU, aber es gibt eben nicht nur die Destruktivkräfte im Kapitalismus. Die steigende Kenntnis der gesetzmäßigen wissenschaftlichen Zusammenhänge in Natur und Gesellschaft hat den Erfolg, einen Impfstoff innerhalb von etwa zehn Monaten herzustellen, erst ermöglicht. Jede und jeder trägt Verantwortung dafür, dass diese Pandemie möglichst schnell überwunden und dass Menschenleben gerettet werden.

 

Der eigene Schutz, der Schutz von Familie und der Schutz für die Kolleginnen, Kollegen und Patienten vor der Infektion mit Covid-19 rückte immer mehr in den Vordergrund der eigenen Überlegungen in den letzten Tagen und Wochen. Aus Sicht der gesellschaftlichen Verantwortung ist eine hohe Impfquote weltweit erforderlich, um die Virusverbreitung zu stoppen und damit die Pandemie zum Erliegen zu bringen.

 

Die rasante Entwicklung der intensivpflichtigen Covid-Erkrankten im Krankenhaus und die deutliche Zunahme von infizierten Kolleginnen und Kollegen und den daraus folgenden krankheitsbedingten Ausfällen führt auch zu einer deutlichen Überbelastung am Arbeitsplatz. Deshalb gingen wir auch vorbildlich voran und trugen uns als Erste in die ausgehängte Impfliste ein.

Immer mehr entscheiden sich für die Impfung

Auf den meisten Stationen, in denen sich bis zu 100 Prozent in die Listen zum Impfen eintragen, ist der gewerkschaftliche Organisationsgrad auch besonders hoch. Das zeigt auch, dass es eine Frage des Bewusstseins und der Auseinandersetzung ist und nicht der vulgärmaterialistischen Vorstellung, wenn man am stärksten betroffen war - wie beispielsweise auf den Intensivstationen - hat man auch automatisch einen klaren Klassenstandpunkt.

 

Die Zweifel, die es zweifellos gibt, müssen gründlich diskutiert werden und es muss den Kolleginnen und Kollegen dabei geholfen werden, die eigene Person zurückzunehmen. Von uns ein klares „JA“ zum impfen.

 

Wir bitten auch darum die Berichterstattung weiter kritisch zu verfolgen. Kürzlich stellte sich z. B. in Berlin eine „Impfresistenz“ des Pflegepersonals schlicht als Desorganisation in der Einladung der Betroffenen heraus. Bis zur vorübergehenden Schließung des Impfzentrums sind dort vor allem Pflegekräfte aus Seniorenheimen geimpft worden.