Lesbos

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Sind wir möglicherweise einer Bleivergiftung ausgesetzt?

Jordanis Georgiou, Aktivist in Solidarität International und dem Solidaritätspakt mit der Selbstorganisation von Flüchtlingen und griechischer Bevölkerung auf Lesbos, versorgt die Leserinnen und Leser von "Rote Fahne News" fast täglich mit authentischen Berichten aus Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos. Berichten und Geschichten, die man sonst nirgends zu lesen kriegt!

Die Flüchtlinge im Camp Kara Tepe
Sind wir möglicherweise einer Bleivergiftung ausgesetzt?
Tägliche Aufräumarbeiten werden trotz großer Sorgen im Camp nicht vernachlässigt (Foto: Solidarität (International)

"Eigentlich sind wir gerade sehr traurig und sehr wütend!" schreiben die Flüchtlinge heute. "Über unsere Situation. Wir können jedes Bauproblem im Camp beheben, kein Problem, und wir können die Schule einrichten, um unsere Kinder auch zu unterrichten. Kein Problem. Aber jetzt finden wir heraus, dass unsere Gegend NICHT SICHER ist, um hier zu leben!

 

Wir wussten bereits, dass wir Gefahr laufen, krank zu werden und vielleicht auch dauerhafte Gesundheitsschäden davonzutragen oder sogar zu sterben, weil wir unter diesen schlimmen Bedingungen mit kalter Temperatur leben müssen. Wir tun, was wir tun können, um unseren Lebensmut zu stärken und uns eine positive Einstellung zu erkämpfen. Aber jetzt droht uns eine Bleivergiftung, deren Auswirkung wir vielleicht erst später im Leben zu spüren bekommen.

 

Wir alle sind gerade gefährdet, einer Bleivergiftung ausgesetzt zu werden! Kein Mensch weiß, was das für die Zukunft unserer Kinder bedeutet. Die Sicherheit unserer Kinder hat für uns oberste Priorität und wir sind hierher gekommen, um ihnen ein Leben zu ermöglichen. Jetzt erfahren wir, was tatsächlich geschieht, besonders für unsere Kinder; sie können Behinderungen und Hirnschädigungen bekommen.

 

Human Rights Watch schreibt bezüglich einer möglichen Bleivergiftung auf Kara Tepe: 'Erhöhte Werte können die neurologischen, biologischen und kognitiven Funktionen des Körpers beeinträchtigen ... Kleine Kinder und Frauen im reproduktiven Alter sind besonders gefährdet. Nach Angaben griechischer Behörden waren im November 2020 2.500 von 7.500 Personen im Camp Kinder, davon 997 unter 5 Jahren, und 1.668 Frauen, darunter 118 Schwangere'.

 

Mindestens 21 Hektar des Geländes, auf dem das Camp Kara Tepe errichtet wurde, war ein ehemaliger Schießstand der griechischen Armee. Kinder haben Raketen und Munitionsteile gefunden und damit gespielt. Erst danach hat es eine Untersuchung gegeben! Wenn es angeblich ungefährlich ist, warum dann die ganzen Maßnahmen? Bereits in der Aufbauphase des Lagers wurde eine Spezialeinheit der griechischen Armee eingesetzt, um Raketenrückstände zu entfernen. Warum musste der Boden 20 cm dick mit Kies bedeckt werden? Hier wurde mit der EU gemeinsame dreckige Wäsche gewaschen. Der Boden wurde von einem internationalen Expertenkomitee vom Europäischen Amt für Asylunterstützung als geeignet bewertet!"