Südostasien

Südostasien

Befreiungskämpfe im Schatten des Kalten Krieges

Im abschließenden Teil einer Artikelserie mit dem Titel „75 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs in Ost- und Südostasien – Vorgeschichte, Verlauf, Vermächtnisse“, befasst sich der Philippinen- und Südostasienexperte Dr. Rainer Werning mit den politischen Entwicklungen in den Regionen und dem Beginn des Kalten Krieges.

Dr. Rainer Werning / Rote Fahne

"Den Anfang machten Indonesien und Vietnam", so der Untertitel des abschließenden Teils der Serie. Im Text heißt es u. a.:

 

"Mit überschwänglichem Jubel feierten allerorten in Ost-, Süd- und Südostasien die Menschen am 15. August 1945 das Ende des japanischen Kolonialjochs. Zwar hatten gleichzeitig die früheren westlichen Kolonialherren (Franzosen, Briten, Portugiesen und die Niederländer) ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit eingebüßt, doch allesamt setzten sie im Zuge ihrer Nachkriegspolitiken auf die Rekolonialisierung ihrer früheren „Besitzungen“. Grund genug für die vielschichtigen – bewaffneten und politischen – antikolonialen Organisationen, Partisanengruppen und Parteien, auf ein Ende äußerer Bevormundung zu drängen und die Unabhängigkeit ihrer Länder anzustreben. Denen das als erste gelang, waren Indonesien und Vietnam.

 

Im Gegensatz etwa zu Birma und den Philippinen hatte Tokio ursprünglich keine 'Unabhängigkeit' für Indonesien vorgesehen. Erst in der Spätphase des Krieges versuchten die Japaner, das riesige Inselreich auch weiterhin zu kontrollieren, indem sie den zunächst kooperationswilligen, später auf Distanz zu Tokio gegangenen Führern der Unabhängigkeitsbewegung, Sukarno und Mohammad Hatta, die staatliche Souveränität in Aussicht stellten. Darum ging es noch kurz vor der Kapitulation, als Sukarno und Hatta am 9. August 1945 von den Japanern nach Vietnam geflogen wurden, um dort mit ranghohen japanischen Militärs zusammenzutreffen. Am 14. August kehrten die beiden indonesischen Politiker nach Batavia (Jakarta) zurück, wo sie am 17. August 1945 die Unabhängigkeit der freien Republik Indonesien ausriefen.

 

Die niederländische Regierung wollte jedoch die alte Kolonialverwaltung wieder einsetzen und ließ in sogenannten politionele acties („Polizeiaktionen“) große Teile des Inselreiches besetzen. Trotz zahlenmäßiger Überlegenheit waren die indonesischen Truppen den niederländischen bezüglich Ausbildung und Ausrüstung nicht gewachsen, so dass es kaum zu offenem militärischen Schlagabtausch kam. Entscheidend und bedeutsamer war ein Guerillakrieg, da die niederländischen Truppen zur Kontrolle der riesigen Gebiete bei weitem nicht ausreichten. Die eigentliche Niederlage erlitten die Niederlande jedoch in der Diplomatie, da die Weltöffentlichkeit zunehmend mit der indonesischen Seite sympathisierte. Dem politischen Druck seitens westlicher Regierungen (einschließlich Washingtons) folgend, unterzeichnete die niederländische Königin Juliana am 27. Dezember 1949 in Amsterdam die Souveränitätsübergabe an die Republik Indonesien."

 

Auf der Webseite der Deutsch-Philippinischen Freunde e. V. sind die Links zu allen Teilen der hochinteressanten Artikelserie zu finden.

 

Dr. Rainer Werning publiziert auch im Verlag Neuer Weg. Dort ist u.a. das Buch "Ein Leben im Widerstand - Gespräche über Imperialismus, Sozialismus und Befreiung" erschienen - Gespräche, die Rainer Werning mit José Maria Sison führte.