Stahltarifrunde 2021

Stahltarifrunde 2021

Offensive Tarif-Forderungen aufstellen - Corona-Schutz erkämpfen!

Zum 28. Februar 2021 ist der Tarifvertrag in der Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen und Bremen gekündigt. Am 18. Februar wird vom IG-Metall-Vorstand die Forderung aufgestellt. In den Stahlbetrieben bei thyssenkrupp in Duisburg wurde wie in anderen Stahlbetrieben die Diskussion geführt. Eine Online-Vollversammlung der Vertrauensleute fand statt.

Von Korrespondenten aus Duisburg
Offensive Tarif-Forderungen aufstellen - Corona-Schutz erkämpfen!
(foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F079044-0020 / CC-BY-SA 3.0)

Unter dem Motto "Gemeinsam durch die Krise" wollen die Stahlmonopole die Krisenlasten auf uns Arbeiter und unsere Familien abwälzen. Bei DEW Witten wurde die Belegschaft zum Verzicht auf das 2018 erkämpfte Urlaubsgeld von 1.000 Euro und auf 50 Prozent vom Weihnachtsgeld erpresst. Das hat auch ThyssenKrupp Steel (tkSE) vor, während sich der Konzernvorstand eine Bonuszahlung von ca. 1 Million Euro genehmigte. Im Kapitalismus gibt es zwischen den Arbeitern und den Kapitalisten kein „gemeinsam“. Der Verzicht der Arbeiter führt nur zur Steigerung des Profits der Konzerne. Die Verarbeitung der Erfahrungen in Zusammenarbeit mit der Kleinarbeit der MLPD-Betriebsgruppen trug maßgeblich dazu bei, dass eine wachsende Zahl von Kolleginnen und Kollegen nicht zum Verzicht bereit ist.

 

Bei der Diskussion der Tarifrunde in einer Abteilung in Duisburg machten die Kollegen ihre Rechnung auf: Lohnverluste durch Kurzarbeit, CO2-Abgabe, ständige Unterbesetzung usw. Da kamen schnell Vorschläge von vier bis sechs Prozent mehr Lohn auf den Tisch. Angesichts der angekündigten massiven Arbeitsplatzvernichtung diskutieren die Kollegen auch über eine Tarifforderung zur Arbeitszeitverkürzung. „Wir haben neben einer Entgeltforderung auch die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich als Vorschlag aufgestellt. Und dass Kollegen ab 60 Jahre ohne Abschläge in Rente können.“ Aber nicht als Volumen, sondern feste Forderungen!

 

Diese sind für den gemeinsamen Kampf der Stahlarbeiter geeignet, gegen die Spaltung durch Verzichtstarifverträge für die einzelnen Belegschaften. Sie richten sich direkt gegen die „stillen Entlassungen“ bei thyssenkrupp, die längst begonnen haben. Seit Januar werden Leiharbeiter und Kollegen mit Zeitverträgen entlassen, trotz Unterbesetzung und Überalterung der Belegschaft! Dabei gibt es viele ältere Kollegen, die gerne früher in Rente wollen. Zwei Drittel der Azubis bekommen nur einen Jahresvertrag. Begründet wird dies vom Vorstand damit, dass diese Arbeitsplätze mit Kollegen aus Hüttenheim besetzt werden sollen, deren Werk der Vorstand im Frühjahr schließen will. So versucht der Vorstand, die Kollegen zu spalten und gegeneinander auszuspielen.

 

Auch der Corna-Gesundheitsschutz muss durchgekämpft werden. So schreiben Kollegen in der Zeitung von Kollegen für Kollegen: Stahlkocher: „Wegen Corona ist die Hygiene auf den Leitständen und im allgemeinen noch wichtiger – zum Schutz der Gesundheit der Kollegen. Dies ist fürs Unternehmen im Arbeitsschutzgesetz bzw. in der Arbeitsstättenverordnung geregelt. Gilt aber anscheinend nicht für die BETA-Anlage Dortmund. Aber nicht nur die Reinigung auf den Leitständen zu wünschen übrig. Die Pissoirs sind total verdreckt und es stinkt. Nicht einmal Seife und Papiertücher stehen vor Ort zur Verfügung! … Wir fordern, die Grundreinigung der Leitständen und Sanitäreinrichtungen sofort durch die Reinigungsfirma durchführen zu lassen!“


„Jetzt ist Corona auch beim Bochumer Verkehrsverein angekommen! Doch außer den Temperaturkontrollen am Tor sieht man nicht viel. Noch immer sind die Toilette nicht sauber, es gibt zu wenig Desinfektionsmöglichkeiten usw. … Eine Sauerei! Die Infektionsgefahr steigt ständig! Umso mehr Gründe, entsprechende Forderungen im Betrieb zu stellen, dass wir sicher und gesund weiterarbeiten können.

  • Alle Beschäftigten des Bochumer Verkehrsvereins sofort testen!
  • Mindestabstand 2 Meter in allen Betriebsteilen, sonst Spuckschutzwände!
  • Zusätzliches Personal einstellen, um Arbeitsplätze, Toiletten, Waschkauen und Berührungspunkte ausreichend oft sauber zu halten und zu desinfizieren – auch an Wochenenden!
  • Pausenplätze im Versammlungsraum entsprechend dem Abstandsgebot und mit Tischen aufstellen!"

 

Die Betriebsgruppen der MLPD setzen sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen für die Aufstellung offensiver Forderungen und Vorbereitung einer kämpferischen Tarifrunde ein. Dabei lenken sie mit der Diskussion über das „Zukunftsprogramm, Vorwärts zur Arbeiteroffensive – für die Zukunft der Jugend!“ bewusst den Blick auch auf die Einheit von sozialer und ökologischer Frage. Und auf eine über die Tarifrunde und den Kapitalismus hinausgehende Perspektive – den Kampf um eine revolutionäre Überwindung des kapitalistischen Lohnsystems in einer sozialistischen Gesellschaft!