Berlin

Berlin

Es ist ja nicht so, dass die katholische Kirche keine Moral hätte

Die „Rote Fahne Redaktion“ erhielt zum Artikel „In der sexuellen Gewalt und dem Umgang damit offenbart sich die Krise der katholischen Kirche“ vom 7. Februar einen Leserbrief aus Berlin.

Leserbrief

Es ist ja nicht so, dass die katholische Kirche keine Moral hätte, sie hat sogar eine doppelte!

 

Vielen Dank für den herzerfrischenden, gut untermauerten, polemischen Artikel gegen die Doppelmoral der Kirche. Ich wünsche mir mehr davon.

 

Im katholischen Rheinland aufgewachsen, habe ich erfahren, wie die repressive Sexualmoral beider Kirchen auch indirekt zu Gewalt und Suizid führen kann. Ein homosexueller Klassenkamerad, der durch sein Übergewicht und Übergewicht an „schmutzigen“ Witzen auffällig und unsererseits Opfer von Hänseleien war, hatte sich in seiner Not aufgehängt - auf dem Dachboden. Er war Messdiener und gerade auch als solcher geriet er in die Zwickmühle, dass seine Kirchenmoral in ekelhafter Weise seine sexuelle Orientierung brandmarkte.

 

Nun kam die nächste Zwickmühle: „Selbstmord“ stand ebenfalls unter dem Bannstrahl der christlichen Moral. Doch hier half die Doppelmoral. Er bekam trotzdem eine kirchliche Trauerfeier, zu der wir auch als Klassenkameraden geladen waren. Und die Predigt war ein weiteres widerliches Gesülze.

 

Der Pastor verwandelte den treuen Messdiener nun in einen Heiligen wegen seiner Treue zur Kirche. Solche Erfahrungen haben früh bei mir dazu geführt, mich von der Religion abzuwenden.

 

"Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte, wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.“ (K. Marx in der Einleitung "Zur Kritik der Hegel’schen Rechtsphilosophie“)